
Auch 34 Jahre nach ihrem Ende bleibt die DDR Objekt von Verleumdungen. Die Gründe dafür liegen nahe: Viele ihrer ehemaligen Bürgerinnen und Bürger haben nicht vergessen, dass sie im einzigen Staat der deutschen Geschichte gelebt haben, der niemals einen Krieg geführt hat. Aber nicht nur die Außenpolitik der DDR war geprägt von Solidarität. Wohnungen, Bildungschancen und Arbeitsplätze waren gesichert. Der Zugang zu Kultur und medizinischer Versorgung war flächendeckend und Aufklärung prägte den Alltag. Das Wissen um diese Errungenschaften geht gerade in Zeiten von Kriegsvorbereitung und Sozialabbau zunehmend verloren. Das kapitalistische Gesamtdeutschland hat kein Interesse an einer differenzierten Erinnerungskultur.
Doch ganz so einfach ist es nicht: Viele Biographien sind durch die DDR beeinflusst; und auch die Generationen, die den Staat aufgrund später Geburt nicht mehr bewusst erlebt haben, sind durch die Geschichte ihrer Eltern und Großeltern geprägt. Das westliche DDR-Bashing taugt nicht zur Aufarbeitung – die Fehler und Versäumnisse, die letztlich zum Ende des Sozialismus auf deutschem Boden beigetragen haben, müssen von den Betroffenen selbst analysiert und benannt werden.
Der offiziellen Dämonisierung der DDR wollen wir am 5. Oktober eine Veranstaltung zum 75. Jahrestag ihrer Gründung entgegensetzen. Um 19 Uhr (Einlass ab 18 Uhr) nähern wir uns im Berliner Kino Babylon (Rosa-Luxemburg-Str. 30, nächstgelegener U-Bahnhof: Rosa-Luxemburg-Platz) auf verschiedenen Wegen dem reichen Erbe des untergegangenen Staates an.
In Redebeiträgen werden sich der Philosoph und jW-Autor Martin Küpper sowie Egon Krenz, Staatsratsvorsitzender im Jahr 1989, mit der sozialistischen Vergangenheit auseinandersetzen. Gesprächs- und Kunstbeiträge gibt es von der Liedermacherin und Musikerin Linda Gundermann und der »langen Leitung«, der Autorin und Filmemacherin Dörte Grimm und der Schauspielerin Jennipher Antoni. Unsere Gäste werden erkunden, was von der DDR geblieben ist und wie sich ihre Erfahrungen in ihrem persönlichen Schaffen widerspiegeln. Zum Abschluss wird der Defa-Spielfilm »Die Legende von Paul und Paula« gezeigt.
Der Eintritt für die Veranstaltung beträgt 15 Euro (ermäßigt 10 Euro). Tickets können ab sofort online, im jW-Shop (Torstraße 6, Berlin) sowie auf einigen kommenden Veranstaltungen, auf denen wir vertreten sein werden, erworben werden. Besuchen Sie doch beispielsweise den junge Welt-Stand auf den UZ-Friedenstagen (23.–25. August, Franz-Mehring-Platz 1, Berlin) oder auf dem Festival der Roten Hilfe zu ihrem hundertjährigen Jubiläum (24. August, Rio-Reiser-Platz, Berlin). Wir freuen uns auf Sie!