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Aus: Ausgabe vom 14.06.2025, Seite 10 / Feuilleton
Literatur

Dresdens Neuer

Von Hagen Bonn

Hurra! »Und Gute Nacht, Dresden.« Denn die Stadt hat einen neuen Stadtschreiber. 38 Jahre alt. Alexander Estis. Man darf sich den Namen schon einmal merken, denn der umtriebige Mann ist seit geraumer Zeit auf dem Marsch durch alle intellektuellen Institutionen des Landes. Wohin? Dazu gleich mehr. Jetzt holt er erst mal Luft. In Dresden, wie erwähnt. Jedenfalls für sechs Monate. Den gebürtigen Russen, er stammt aus einer jüdischen Künstlerfamilie, zog es Mitte der 1990er Jahre nach Hamburg, wo er studierte. Nach einer Tour durch verschiedene Universitäten, an denen er lehrte, zog er 2016 in die Schweiz und schriftstellert sich seither mit Kolumnen, Essays und Reportagen durch die üblichen Postillen: Süddeutsche, FAZ und NZZ, und ja, ohne Deutschlandfunk Kultur geht es nun mal nicht. Schauen wir doch, was er für Schwerpunkte setzt. Die da wären Osteuropa, Antisemitismus, Bildung und Kultur. Da ist mal Inhalt im Satz.

Und was will er in Dresden? Antworten finden, denn Estis fragt sich: »Was passiert hier? Was hat es mit diesem Rechtsdrift, besonders im Osten, auf sich?« Aha, schon klar. Und deswegen ist er über die Alpen hierher geklettert? Warum besucht er nicht Neonazis in Kiew? Weil 2022 etwas Schlimmes passiert ist. In Dresden? Nein, in der Ukraine und in Russland. Im Oktober dieses Jahres wird Estis in einem Buch für NZZ Libro darüber berichten. Da erklärt er uns, wie Russland »zunehmend von Militarismus, Autoritarismus und faschistoider Ideologie beherrscht wird: Kriegsverbrechen, imperiale Gewalt, repressive Gesetze und Willkürjustiz prägen die Agenda …« Sie wissen schon.

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