Unter dem Radar
Von Mawuena Martens
Es fehlt an medialer Aufmerksamkeit, an finanzieller Unterstützung und an diplomatischem Engagement: Am Dienstag hat der norwegische Flüchtlingsrat (NRC) einen Bericht zu den am meisten international vernachlässigten Vertreibungskrisen vorgestellt. Das Resultat: Bezogen auf das Jahr 2024 ist Kamerun das Land mit der am häufigsten »übersehenen« humanitären Not Vertriebener. Es folgen Äthiopien, Mosambik, Burkina Faso, Mali, Uganda, Iran, die Demokratische Republik Kongo, Honduras und Somalia. Wie in den vergangenen Jahren auch liegt die Mehrheit der gelisteten Länder auf dem afrikanischen Kontinent. In diesem Jahr sind es acht von zehn. 2023 waren es neun. Ein Hinweis auf den unterschwelligen Rassismus, der sich auch in der sogenannten Entwicklungspolitik und der medialen Berichterstattung widerspiegelt.
Zu Kamerun heißt es in dem Bericht, dass das Land von gleich drei Krisen heimgesucht werde. Das seien zum einen die Konflikte zwischen bewaffneten Gruppen im Tschadseebecken, Gewalt in Regionen im Nordwesten und Südwesten des Landes sowie drittens die auf Kamerun übergreifende Krise in der benachbarten Zentralafrikanischen Republik. Circa 1,1 Millionen Kameruner gelten als Binnenvertriebene. Auch eine halbe Million in das Land geflüchtete Menschen leben demnach unter prekären Bedingungen.
Ein weiterer Punkt, den der Flüchtlingsrat anspricht: Die internationale Solidarität mit Krisenländern nimmt ab. Sie werde von einer »zunehmend nach innen gerichteten und nationalistischen« Politik abgelöst. Und das in einer Zeit mit einer Rekordzahl an Vertriebenen, so Jan Egeland, Generalsekretär des NRC in einer Pressemitteilung vom Montag. Die Differenz zwischen dem benötigten und dem tatsächlich zur Verfügung stehenden Geld betrage etwa 25 Milliarden US-Dollar. Das entspricht einem Prozent von dem, was weltweit für »die Verteidigung« ausgegeben werde.
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