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Aus: Ausgabe vom 28.02.2013, Seite 13 / Feuilleton

Keine Metzchen!

Von Michael Saager
Über Rock reden? Puh, der ist ja nun wirklich überall und nirgends, seit Ewigkeiten. Wir wollen uns doch nicht unnötig langweilen. Natürlich kommt man mit so einer Einstellung kaum vorwärts beim Schreiben. Was jammerschade wäre, sofern es Metz betrifft, diese drei sympathischen, überaus talentierten jungen Lärmgestalter aus Toronto, deren Debüt­album »Metz« aus dem Herbst vorigen Jahres bei Sub Pop für einen Überraschungserfolg mit gewissem Hipness-Mehrwert sorgte. Denn obgleich sich die in Seattle ansässige Traditionsplattenfirma nach Überwindung einer größeren Krise Ende der Neunziger recht wacker hält – an einem zeitgemäß-schlüssigen Labelprofil und entsprechend angesagten »Bands der Stunde« mangelte es zuletzt.

Sub Pop war bekanntlich das Heimatlabel Nirvanas, bevor Kurt Cobains Band eine Spur softer wurde und den Grunge-Klassiker »Nevermind« bei Geffen Records veröffentlichte. »Bleach«, Nirvanas wundervoll ruppiges Prä-Grunge-Album auf Sub Pop, ist wiederum ein möglicher Referenzpunkt für »Metz«. Da die späten Achtziger und frühen Neunziger aber insgesamt erfreuliche Zeiten waren für herzerfrischend wahnsinnige Knüppel-aus-dem-Sack-Musik US-amerikanischer Prägung, müssen an dieser Stelle schon der Gerechtigkeit wegen The Jesus Lizard, Killdozer, Steel Pole Bath Tub, Big Black, Helmet und Unsane erwähnt werden. Jede Wette: Alex Edkins, Hayden Menzies und Chris Slorach, die drei von Metz, kennen sie alle.

Edkins schreit amtlich, aber beseelt – unter Halleinfluß und aus dem Hintergrund, was die Angelegenheit auf quasi-psychedelische Weise sexy macht. Gitarre, Baß und Schlagzeug fiepen, bollern, dröhnen und scheppern, daß es eine Freude ist. Der Gesamtsound, an dem Graham Walsh von Holy Fuck als Produzent beteiligt war, hat diese klirrende Wucht. Von den Noiserock-Bands der Gegenwart passen die in der schmutzigen Großgarage mit reichlich Dreck und scharfkantigen Steinen beworfenen Reduktionshymnen von Metz wohl am besten zu den struppig-schönen Garagenpunk-Songs der Japandroids. Man könnte jetzt von Neo-Noise reden, weil da eventuell was am Gären ist. Aber zum einen ist die tolle Musik für so einen blöden Begriff viel zu schade. Zum anderen hieß es bereits 2009, als der Experimental-Noise-Rock von Health die Musikpresse entzückte, das sei nur der Anfang. Danach kam: beinahe nichts. Vielleicht paßt das Wesentliche nur so halb in eine Welt der tausend Einflüsse? Könnte man mal drüber nachdenken.


  • Metz: »Metz« (Sub Pop/Cargo)
  • Live: 1.3. Hannover, Café Glocksee; 2.3. Berlin, Berghain; 3.3. Hamburg, Molotow

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