Missverständnis des Tages: Warzenbeißer
Von Michael Saager
Da guckt er stolz in die Kamera. Obwohl er nix kann. Oder nicht sehr viel. Gleichwohl ist der Warzenbeißer zum Insekt des Jahres 2026 gewählt worden. Ja, ist denn überhaupt schon wieder 2026? Gemach, liebe Leser. Die Tierkundigen unter Ihnen wissen, diese Wahl ist stets eine taktische, in eine gerade noch mögliche Zukunft weisende – sie soll helfen, traurige Tiere nicht noch trauriger zu machen. Vor dem Aussterben bedrohte wie unsere bis zu vier Zentimeter große Heuschrecke mit dem bulligen Körper, den langen Fühlern und dem charakteristischen würfelförmigen Muster auf den Vorderflügeln. Halbtrockene Wiesenlandschaften in ausreichend großer Fläche liebt sie. Die zunehmend intensivere Landwirtschaft, Drainage, gewisse Formen der Aufforstung liebt sie nicht. Dumm gelaufen.
Und, klar, kann man es durchaus retten wollen, das schmucke Tierchen. Seinem spektakulären Namen wird Heuschrecke Warzenbeißer allerdings nicht gerecht. Sie beißt nicht freiwillig in menschliche Warzen, kann keine Warzen machen, sie interessiert sich nicht mal für Warzen. Vor allem kann sie keine Warzen heilen. Das dachte man sich früher bloß, ließ die verängstigten Insekten zubeißen, hoffte ob ihrer ätzenden Verdauungssäfte auf heilende Wirkung. Die selbstverständlich ausblieb.
Ganz anders die Auswirkungen der Stoßwirkung von Hörnern in einem Streichelgehege in Mecklenburg-Vorpommern im Sommer 2023. Eine Ziege hatte eine Frau aufs Korn genommen, vermutlich stand sie doof im Weg herum. Die Altenpflegerin musste am Knie operiert werden. Um die entstandenen Kosten von 31.000 Euro, die die Krankenkasse gern von den Betreibern des Vogelparks Marlow hätte, geht es gerade vor Gericht. Nicht schlecht. Warzenbeißer oder Ziege? Warzenbeißer. Ziegen haben zwar mehr Wumms, sind aber nicht vom Aussterben bedroht. Noch nicht.
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