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15.01.2024 10:39 Uhr

Jugendpodium zur Militarisierung

Fehlendes Klassenbewusstsein wieder »aktiv im Kampf herstellen«

Beim Jugendpodium diskutierten Freya Pillardy (SDAJ), Dogus Birdal (DIDF-Jugend), Ariane Alba Marquez (SDS) und Jan Hagelstein (IG Metall) und Aimo Görne vom Landesschülerausschuss Berlin über die »Militarisierung der Jugend und unsere Antwort«. Moderiert wurde von Selma Kleinau (SDAJ).

Konkret ging es um die Versuche der herrschenden Klasse, die Jugend für ihre imperialistischen Zwecke einzuspannen, etwa durch Jugendoffiziere der Bundeswehr an den Schulen oder die Abschaffung der Zivilklausel an den Hochschulen. Auch die Lage der Friedenbewegung und in den Betrieben kam zur Sprache.

Jan Hagelstein wies darauf hin, dass die Frage der Rüstungskonversion in den Tarifkämpfen in den Betrieben keine Rolle spielt, das Aufrüstungspaket der Ampelregierung würden viele Kollegen noch als Standort- und Arbeitsplatzsicherung betrachten. Wenn junge Leute FDP oder AfD wählten, sei das auch »unsere« Schuld, da es keine glaubhafte »Option von links« gebe. Das sei auch Ausdruck eines in weiten Teilen fehlenden Klassenbewusstseins. Dabei sei vor allem die Arbeiterklasse, die sich in Kriegen wie dem in der Ukraine »gegenseitig abschlachtet«, während die herrschende Klasse von Kriegen profitiert.

Dieses fehlende Klassenbewusstsein müsse wieder »aktiv im Kampf hergestellt« werden, so Ariane Alba Marquez. Das gelinge am besten, wenn jeder an seinem Lebensschwerpunkt in Schule, Uni oder Betrieb aktiv werde, auch wenn andere Bewegungen vielleicht manchmal spannender erscheinen. Sie kritisierte ein Gegeneinanderausspielen der alten und jungen Generation in der Friedensbewegung, mit dem man letztlich dem Narrativ der Herrschenden in die Hände spiele.

Laut Freya Pillardy sei es ein zentrales Problem, dass eben viele Jugendliche keine Erfahrung im Klassenkampf mehr hätten. Deshalb sei es nötig, »kleine und aktuell gewinnbare Kämpfe« zu führen, wie gegen Nazis im Stadtteil, gegen Bundeswehrwerbung an einzelnen Schulen, um das Selbstbewusstsein von Jugendlichen zu stärken und es ihnen zu ermöglichen, »Kampferfahrung« zu sammeln. Fortschrittliche Jugendorganisationen sollten ihre Kooperation ausbauen und mit demokratischen Bewegungen wie der Friedensbewegung zusammenarbeiten, um der Jugend die wirtschaftlichen Interessen des deutschen Imperialismus als den Hintergrund der Militarisierung zu erklären.

»Die Kriegsgefahr ist stärker in der Realität junger Menschen angekommen«, meinte Dogus Birdal. Er berichtete von »wertvollen Erfahrungen«, die die DIDF-Jugend mit ihrer Kampagne »100 Milliarden für die Jugend, Bildung und Gesundheit statt für Waffen und Rüstung« sammeln konnte. Er kritisierte die Teile der Friedensbewegung, die es verpasst hätten, sich von Russlands Krieg in der Ukraine zu distanzieren, den er als imperialistischen Krieg kennzeichnete. Hier sah er noch einigen Diskussionsbedarf innerhalb der linken Bewegung. Dennoch sei klar, dass sich der »Hauptstoß« gegen den Imperialismus der NATO-Staaten und den Hauptfeind im eigenen Land richten müsse. Spontane Bewegungen wie die Palästina-Solidaritätsbewegung, die vor allem von migrantischen Jugendlichen getragen werde, zeigten, dass der »Boden fruchtbar« ist, aber dazu sei eine dauerhafte und kleinteilige Arbeit nötig. (jW)

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