Rosa-Luxemburg-Konferenz am 11.01.2025
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Rosa-Luxemburg-Konferenz am 11.01.2025

Per Liveschalte aus Moskau bei der XXVIII. Internationalen Rosa-Luxemburg-Konferenz in Berlin zugeschaltet: Nikolai Platoschkin. Er war lange Jahre im diplomatischen Dienst der Sowjetunion und der Russischen Föderation und arbeitete u. a. viele Jahre an den Botschaften in Bonn und Berlin. Er kann nach Verurteilung zu einer Bewährungsstrafe wegen angeblichen Aufrufs zu Massenunruhen nicht persönlich nach Berlin kommen.

Live zugeschaltet aus Kalifornien lieferte der US-amerikanische Wirtschaftshistoriker Jack Rasmus während der XXVIII. Internationalen Rosa-Luxemburg-Konferenz in Berlin einen Überblick über den krisenhaften Zustand der Weltökonomie.

»Inflation trifft Jugend – Widerstand als Antwort«: Unter diesem Motto lud die Sozialistische Deutsche Arbeiterjugend (SDAJ) auf der diesjährigen RLK zu ihrem Jugendpodium. Denn die Preisexplosion treffe »die arbeitende und lernende Jugend besonders«, erklärte Moderatorin Elisa Kron von der SDAJ. Während Ausbildungsgehälter, Löhne und BAföG der Inflation »hinterherhinkten«, stiegen die Mensapreise in Schule und Uni und die Kosten für Lebensmittel und Energie.

»Ich finde aber, es gibt viel zu viele zweibeinige Panzerhaubitzen in diesem Land, da braucht niemand auch noch solche Exemplare aus der Linkspartei. Es braucht nicht auch noch aus der Linkspartei Leute, die sich für Waffenlieferungen und Wirtschaftssanktionen aussprechen.« Sevim Dagdelen, Bundestagsabgeordnete der Partei Die Linke, fand auf der abschließenden Podiumsdiskussion der XXVIII. Internationalen Rosa-Luxemburg-Konferenz klare Worte zu den Kriegstreibern in ihrer eigenen Partei. Die Diskussion stand diesmal unter dem Motto »Kämpfen in der Krise. Der Krieg und die soziale Frage«. Stefan Huth, Chefredakteur der jungen Welt, diskutierte außerdem mit Melina Deymann, Redakteurin der Wochenzeitung Unsere Zeit, Thilo Nicklas, stellvertretender Vorsitzender des IG-BAU-Bezirksverbandes Köln–Bonn, Christin Bernhold vom Bündnis »Bildung ohne Bundeswehr«. Wir dokumentieren an dieser Stelle das komplette Podiumsgespräch.

Ein angemessener Abschluss der Rosa-Luxemburg-Konferenz: Die 3000 Teilnehmer singen gemeinsam die Internationale.

Der erste Vortrag auf der XXVIII. Internationale Rosa-Luxemburg-Konferenz – nach zwei Jahren coronabedingter Pause kann sie endlich auch wieder als Präsenzveranstaltung stattfinden – wird von dem Ökonomen Wen Tiejun von der Renmin-Universität in Beijing gehalten. Live zugeschaltet aus der Hauptstadt der Volksrepublik China erklärte er in seinem Beitrag »Die Krise der Globalisierung and Chinas strategische Wendung zur Ökologischen Zivilisation«, wie China die Krise in den 90er und 2000er Jahren nutzte, um seine Entwicklungsstrategie zu verändern. Die Krise führte u. a. zu einer verstärkten Konzentration auf zentralstaatlich organisierte Aktivitäten.

Aminata Dramane Traoré (geb. 1947) ist eine malische Autorin und Menschenrechtsaktivistin. Zwischen 1997 und 2000 war sie unter dem Präsidenten Alpha Oumar Konaré Ministerin für Kultur und Tourismus in Mali. Sie hat unter anderem am Institut für Ethnosoziologie an der Universität Abidjan gelehrt (1974–1988) , als Studiendirektorin im Frauenministerium der Elfenbeinküste gearbeitet (1979–1988) und war Koordinatorin des UN-Entwicklungsprogramms für Wasserversorgung in Afrika (1988–1992). 2021 hat ihr die Stiftung Ethecon den »Internationalen Ethecon-Blue-Planet-Award« für ihren Einsatz für Migrationsfreiheit, Klimagerechtigkeit und gegen Militarismus verliehen.

Die Prinzipien der Kriegspropaganda haben sich seit dem Ersten Weltkrieg nicht verändert und lassen sich laut der Brüsseler Historikerin Anne Morelli auf zehn Thesen oder »Gebote« zurückführen. Sie reichen von der Behauptung, dass das eigene Lager gar keinen Krieg wolle, über die Dämonisierung des Gegners etwa als »neuer Hitler« bis hin zur pauschalen Diffamierung aller, die den eigenen »Informationen« nicht glauben. Anne Morelli (geb. 1948) ist Historikerin und Honorarprofessorin an der Universität Brüssel (ULB). An ihrem Seminar »Historische Kritik« nahmen jedes Jahr mehr als tausend Studenten teil. Für sie verfasste sie das kleine Buch »Principes élémentaires de propagande de guerre« (Elementare Prinzipien der Kriegspropaganda), das zahlreiche Auflagen in französischer Sprache erlebte. Heute gilt es als »Klassiker« und ist in sieben Sprachen erhältlich.

Der US-amerikanische Bürgerrechtler Mumia Abu-Jamal ist heute einer der am längsten inhaftierten politischen Gefangenen der Welt. Wie Initiative »Free Mumia« auf der Rosa-Luxemburg-Konferenz die in Erinnerung rief, wartet er seit 23 Jahren auf ein neues Verfahren, bisher vergeblich. Noelle Hanrahan ist Journalistin, Privatermittlerin und praktizierende Rechtsanwältin.

Sie rettete das erste Buch von Mumia Abu-Jamal namens »Live from Death Row« also »Leben aus dem Todestrakt« aus dem Gefängnis. Seit 30 Jahren produziert sie seine Radio Essays und ist zusammen mit Jennifer Beach Mitbegründerin von »Prison Radio«. Zudem ist sie die Produzentin der Dokumentation »Mumia: Long Distance Revolutionary« also »Mumia: Revolutionär über lange Distanzen«. 2020 veröffentlichte »Prison Radio« seine Trilogie und Hauptwerk »Murder Incorporated (Empire, Genocide & Manifest Destiny)«, zu deutsch »Mörder GmbH - Imperium, Genozid und Manifestiertes Schicksal« (Co Autor Stephen Vittoria). Sie war die Hauptorganisatorin des erfolgreichen zivilrechtlichen Prozesses »Bari vs. USA«, welcher kriminelle Machenschaften bis hin zum geplanten Mord an Judi Bari, durch das FBI, ATF und das Oakland Police Department aufdeckte. Bari war der Organisator von »Earth First!« und brachte Arbeiter und Umweltschützer zusammen, um Kaliforniens Wälder zu retten (www.redwoodjusticefund.org).Hanrahan ist Spezialistin für Forschung und Interviews in zivil- und strafrechtlichen Verteidigungsfällen und ist eine lizensierte Privatermittlerin in Pennsylvania.Sie hat einen Bachelor of Arts in der Stanford Universität absolviert und einen Master Abschluss in Strafverteidigung in Boston sowie einen Jura Doktortitel von der Juristische Fakultät Rutgers.

Wer kennt sein Porträt nicht? T-Shirts, Mützen, Schlüsselanhänger und auch die Hartplastikbecher hier auf der 28. Rosa-Luxemburg-Konferenz sind mit ihm geschmückt: Ernesto »Che« Guevara. Die Tochter des in Argentinien geborenen Revolutionärs der Kubanischen Revolution und Märtyrers, Aleida Guevara, steht ihrem berühmten Vater in nichts nach. Die Kinderärztin und Revolutionärin, die Mitglied der KP Kubas ist, schickte ein kraftvolles Grußwort an alle Teilnehmer der diesjährigen Konferenz und bedauerte, nicht vor Ort in Berlin sein zu können. »Mein Vater wäre kürzlich 98 Jahre alt geworden, und ihr in Berlin denkt an ihn. Das berührt mich«, sagt die Ärztin, die solidarische medizinische Arbeit unter anderem in Angola, Ecuador und Nicaragua leistete. »Der Kapitalismus zeichnet sich dadurch aus, dass er trennt. Wir kommen zusammen.«

Die Zerstörung unserer Erde durch den Kapitalismus kommt immer näher. Mit Freud könne man von einem Todestrieb sprechen, der hier am Werk sei, sagt die kubanische Journalistin Rosa Miriam Elizalde auf dem Podium der 28. Rosa-Luxemburg-Konferenz. »Es erscheint einfacher, sich das Ende der Welt vorzustellen als das Ende des Kapitalismus.« Elizalde ist Vizepräsidentin des kubanischen Journalistenverbands, schreibt nicht nur für verschiedene kubanische Medien, sondern hat auch eine Kolumne in der mexikanischen Zeitung La Jornada. Sie referiert zum Thema »Sozialismus als Voraussetzung für Frieden: Das Beispiel Kuba«.»Ich bedanke mich für die Solidarität mit Kuba. So wie Rosa verstehen wir, wie wichtig es ist, die Bourgeoisie zu bekämpfen«, wendet sie sich mit eindringlichem Blick an die Zuschauer.

50 Jahre Putsch in Chile: Nicolás Miquea und Pablo Miró interpretieren »Nueva Canción« Ein Gesicht füllt die Leinwand, das Gesicht eines Mannes mit Lockenschopf und einem Lächeln, mit dem er problemlos dem jungen Georg Clooney seine Rolle in »Emergency Room« abgeluchst hätte. Der, der da so gewinnend lächelt, war auch Schauspieler, sogar viel gelobter Theaterregisseur, aber vor allem Sänger: Es ist Víctor Jara, einer der Größten des »Nueva Canción« (Neues Lied) in Lateinamerika, chilenischer Volksheld, Kommunist, Unterstützer Allendes und Gesicht des kurzen chilenischen Traums vom Sozialismus, der vor 50 Jahren im Blut ertränkt wurde. Die Putschisten brachen ihm erst alle Finger und verpassten ihm anschließend 44 Kugeln, um sicherzugehen, dass ihnen der Sohn eines alkoholkranken Landarbeiters und einer verarmten Sängerin nicht mehr gefährlich wurde. Wurde er doch, erklärt der chilenische Gitarrist und Sänger Nicolás Miquea im Gespräch auf der Rosa-Luxemburg-Konferenz. Jara wurde zum Symbol des Widerstandes gegen die Diktatur, seine Lieder gesungen und verinnerlicht auf dem ganzen Kontinent – ihm sei ein Buch mit den Songtexten Jaras »wie eine Bibel« geworden, ergänzt Miqueas 20 Jahre älterer argentinischer Kollege Pablo Miró. Jede einzelne der Kugeln, die Jara töteten, seien in seinen Augen »Medaillen«.

Die Saxophonisten Willy Pollack und Ben Perckoff der Band »Black Heritage« gaben am Sonnabend vormittag den musikalischen Startschuss im Atrium des Hotel MOA in Berlin. In den Eingangsbereich strömten die Besucherinnen und Besucher und wurden von Dietmar Koschmieder, Geschäftsführer des Verlags 8. Mai, in dem die Tageszeitung junge Welt erscheint, mit einer Eröffnungsrede begrüßt. »Black Heritage«, deren Musik von Bandmitglied Mike Russel im jW-Gespräch mit »am ehesten als Afrosoul« bezeichnet wird, stimmten den sich füllenden Saal mit knackigen Livesounds ein.

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