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Aus: Ausgabe vom 18.08.2016, Seite 11 / Feuilleton

Black Jack & Bungee

Von sWiglaf Droste

Wer Bungee-Jumping ohne Gummi nicht nur für einen großartigen Cartoon des Zeichners TOM hält, sondern auch für einen Vorgang, der mehr Ernsthaftigkeit abstrahlt als Freizeitmoden wie Power-Walking, Rafting, Canooing, Canyoning, All you can Run, Biking oder Drive-by-Shooting, kann auch mal eine Hand Karten mit Luzifer spielen, ohne dass ihm gleich der kalte Schweiß ausbricht, und so nahm ich die Einladung an.

Aufgelegt wurde selbstverständlich das Lieblingsspiel des Teufels, Black Jack, von manchen auch verharmlosend Siebzehn und Vier genannt. Das höchste Blatt bei diesem Spiel sind zwei Asse, und irgendwann saßen wir im Patt: Jeder von uns hatte zwei Aces in den Fingern. Nun kam alles darauf an, wer welche in Händen hielt.

Der Teufel grinste triumphierend, als eine schöne, sehr entschlossene Frau den Raum betrat, kurz mit ihm flüsterte und ihm dann mir nichts dir nichts das Herz-As wegstibitzte. »Das gehört mir«, sagte sie in einem Ton, der Widerspruch nicht zuließ, und der Teufel gab sich erstaunlich schnell geschlagen. Oder sollte ich sagen: verdächtig schnell?

Denn Luzifer hielt immer noch die alles entscheidende Karte in seinen gichtigen Klauen: das Pik-As, the Ace of Spades, von Lemmy Kilmister und seiner Band Motörhead hymnisch besungen als Absage auf den sehr hybriden und vor allem kurzsichtig dummen Wunsch nach ewigem Leben. Diese Karte musste der Teufel ablegen, und das wäre es dann gewesen. Er zückte das Pik-As, doch hatte er sichtlich nicht mit ebenbürtiger Konkurrenz gerechnet. Wie aus dem Nichts auftauchend stand ein kleiner, in elegantes, klassisches Schwarzweiß gewandeter Mantel-und-Degen-Arthrosenkavalier vor ihm, ein Kater, und so alt er war, so kannte und konnte er alle Tricks.

Er schnurrte, charmierte, und als der Teufel eine Hand nach ihm ausstreckte, um ihn zu streicheln, fuhr der Schwarzweiße die Krallen aus und zog sie Luzifer so scharf durch die Visage, dass der zum Schutz vor weiterem Schmerz die Hände vors Gesicht nehmen musste. Genau darauf schien der Kater es abgesehen zu haben: Mit einer schnellen Bewegung seiner rechten Pfote spießte er das Ace of Spades auf eine Kralle, biss in die Karte und fauchte, das Pik-As zwischen den Zähnen, bis der Teufel schwankend den Raum verließ.

Ich wachte schweißgebadet auf. Keine Frau, keine Karten, nur ein schwarzweißer Kater, der neben mir poofte. Ich hatte alles nur geträumt. Oder? Als ich auf den Kalender sah, bemerkte ich, dass ich elf Tage und Nächte lang geschlafen hatte.

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