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Aus: Ausgabe vom 13.11.2014, Seite 14 / Leserbriefe

Jugendbewegte Geschichte

Zu jW vom 8./9. November: »Ein anderer Wind«

Erfreulicherweise erinnert Ingar Solty an die Bedeutung der Waldeck-Festivals für den Wandel in der westdeutschen politischen Kultur schon vor »1968«; dazu einige Ergänzungen: Schon in der Jugendbewegung zur Zeit der Weimarer Republik existierten nicht nur schwarz-weiß-rote, dann ins Braune übergehende Orientierungen. Es gab eine vielfältige jugendbewegt-linke Szene, überwiegend im Arbeitermilieu beheimatet. Nach 1933 wurde diese unterdrückt, in die Illegalität verdrängt und verfolgt. Die rebellischen, sogenannten Edelweißpiraten hatten ihren Rückhalt vorwiegend in den Arbeiterquartieren. In der Historiographie zur Jugendbewegung, nach 1945 lange Zeit von Ehemaligen der rechten Bünde dominiert, ist die links-jugendbewegte Geschichte zumeist gezielt beschwiegen worden.

Initiierend für die Entwicklung der Waldeck-Festivals und deren Öffnung zum Politischen hin war vor allem Diethart Kerbs (später Kunstpädagoge und Autor immer noch lesenswerter Beiträge zur Geschichte linker Aktivisten vor und gegen Hitlerdeutschland). Zum politischen Lied hin führte die Zeitschrift song (ab 1966), eng verbunden mit den Waldeck-Festivals, herausgebracht von Rolf Gekeler. Kennzeichnend für die politische Liedkultur in den Jahren danach, nun keineswegs mehr auf einen Platz im Hunsrück beschränkt, ist der jahrelange Erfolg der Schallplattenproduktion »pläne«; mit ihrem Titel schloss diese an die gleichnamige Zeitschrift (1932, dann wieder ab 1957) und damit eine linke Linie in der Geschichte der Jugendbewegung an.
Arno Klönne, Paderborn