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Die junge Welt wird von 2767 GenossInnen herausgegeben
Aus: Ausgabe vom 21.07.2012, Seite 16 / Aktion

Einladung an alle Kuckuckskiller

Von Dietmar Koschmieder
Bild 1
Als im April vor 17 Jahren die junge Welt vom damaligen Eigentümer eingestellt wurde, fanden sich Teile der Belegschaft damit nicht ab, gründeten den Verlag 8. Mai, die Genossenschaft LPG junge Welt eG und wurden allerorten für diese Mischung aus scheinbarer Dummheit und tatsächlichem Größenwahn belächelt. Das Häuflein Aufrechter aber gab in aller Eile das erste Plakat der jungen Welt heraus: Es zeigt einen erlegten Kuckuck (gezeichnet übrigens von Klaus Stuttmann), darunter stand »­UNBANKROTTBAR«. Im Kleingedruckten heißt es: »Kuckuck (Cuculus canorus), volkstümlich auch Pleitevogel genannt, erlegt von Leserinnen und Lesern der jungen Welt.« Damals war die Wahrscheinlichkeit, daß es die junge Welt in drei Monaten überhaupt noch gibt, sehr gering. Das Plakat war zunächst eher eine Handlungsaufforderung denn eine Tatsachenbeschreibung. Mit der Aussage behielten wir dann aber in erstaunlicher Weise Recht: Über 5000 weitere Ausgaben der jungen Welt konnten erscheinen, seit die Tagesschau damals vom Ende der jungen Welt berichtet hatte.

In dieser Zeit sind etwa 170 Plakate entstanden, mit denen die junge Welt auf diese besondere Art von Tageszeitung aufmerksam gemacht hat. Noch nie wurden sie in einer Ausstellung gezeigt. Das ist schon deshalb schade, weil sie nicht nur eine Reihe politisch und grafisch origineller Ideen dokumentieren, sondern auch ein ganz typisches Alleinstellungsmerkmal der Tageszeitung junge Welt wiedergeben: Plakate wie Zeitung beziehen sich mit ihren Aussagen in der Regel auf einen konkreten tagesaktuellen Hintergrund, sie reichen aber oft weit darüber hinaus und haben mitunter jahrelang Geltung. Das Plakat, auf dem Bundeskanzler Schröder und US-Präsident Bush zu sehen sind, wurde zum Beispiel anläßlich eines Besuchs des damaligen Präsidenten in Bonn aufgelegt. Der Schriftzug des Plakates (»Krieger brauchen Kontra. Permanent. Radikal«) behält aber bis heute seine Gültigkeit, von Zeit zu Zeit ist nur das politische Personal anzupassen. Ähnlich verhält es sich mit dem allerersten jW-Plakat: Bis heute hat die junge Welt nur eine Überlebenschance, solange sie massiv von ihren Leserinnen und Lesern unterstützt wird.


Erstmalig wird nun eine Auswahl der Plakate ab kommenden Donnerstag in der jW-Ladengalerie zu sehen sein. Jeder Besucher, der zur Eröffnung der Ausstellung (Donnerstag, 26. Juli, 18.30 Uhr) kommt, erhält ein jW-Originalplakat aus der ersten Plakatstaffel von 1995. Der Eintritt ist frei.

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Die Grenzen in Europa wurden bereits 1999 durch militärische Gewalt verschoben. Heute wie damals berichtet die Tageszeitung junge Welt über Aufrüstung und mediales Kriegsgetrommel. Kriegstüchtigkeit wird zur neuen Normalität erklärt. Nicht mit uns!

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