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Aus: Ausgabe vom 30.06.2025, Seite 11 / Feuilleton
HipHop

Live und direkt

Parteinahme im Nahostkonflikt auf offener Bühne taugt auch in Großbritannien zur Staatsaffäre. So geschehen beim berühmten Glastonbury-Festival (25.–29.6.2025), das live in der öffentlich-rechtlichen BBC gezeigt wird. Diese und die Organisatoren hätten derweil »Fragen zu beantworten«, sagte Gesundheitsminister Wes Streeting am Wochenende bei Sky News.

Anders als erwartet steht nicht alleine der Auftritt der betont propalästinensischen nordirischen Rapcrew Kneecap im Mittelpunkt der Aufregung. Das Grime-/Punk-Duo Bob Vylan beließ es bei seinem Auftritt nicht dabei, das Publikum zu »Free, free Palestine«-Sprechchören zu animieren, sondern skandierte auch »Death, death to the IDF«, also Tod dem israelischen Militär. »Eine Musik, die gefährlich ist«, war vor fünf Jahren ein Text über die Band von Berthold Seliger in dieser Zeitung überschrieben. Er hat Recht behalten, freilich anders als gedacht.

Ein BBC-Sprecher sagte, einige der Kommentare seien »zutiefst beleidigend« gewesen. Bob Vylan hätten eine Grenze überschritten. In Glastonbury gebe es keinen Platz für Antisemitismus, Hassreden oder Aufrufe zur Gewalt. Der Sender habe auf dem Bildschirm vor »sehr starker und diskriminierender Sprache« gewarnt. Der Auftritt lässt sich nicht mehr in der BBC-Mediathek im Internet abrufen. Mehrere britische Medien berichteten, Kulturministerin Lisa Nandy habe in einem Telefonat mit Senderchef Tim Davie eine »dringende Erklärung« gefordert, welche Sorgfaltsprüfung die BBC vor dem Auftritt unternommen habe.

Der Auftritt von Kneecap wurde nur mit Verzögerung übertragen. Rapper Mo Chara ist wegen einer mutmaßlich terroristischen Straftat angeklagt, weil er bei einem Konzert in London eine Hisbollah-Flagge geschwenkt haben soll. Wie die Nachrichtenagentur PA berichtete, hatte sich deshalb auch Premierminister Keir Starmer gegen den Auftritt der Band bei Glastonbury ausgesprochen. Diese griff die Diskussion auf und bedachte den Regierungschef auf der Bühne mit einigen Beleidigungen. (dpa/jW)

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