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Aus: Ausgabe vom 28.06.2025, Seite 10 / Feuilleton
Jazz

Lalo Schifrin tot

Der Komponist, Pianist und Dirigent Lalo Schifrin ist tot. Er starb im Alter von 93 Jahren am Donnerstag morgen, wie seine Söhne Ryan und William den US-Magazinen Deadline und Variety bestätigten. Der in den USA lebende Schifrin galt als einer der einflussreichsten Filmkomponisten seiner Generation und schrieb unter anderem die Musik zu »Mission: Impossible«, »Bullitt«, »Starsky & Hutch« und mehreren »Dirty Harry«-Filmen mit Clint Eastwood.

Sein bekanntestes Werk, das Thema der Fernsehserie »Mission: Impossible«, entstand unter besonderen Umständen. Ohne den Vorspann zu sehen, sollte Schifrin die Titelmelodie komponieren: »Du musst die Noten ohne irgendwas auf dem Bildschirm schreiben«, habe man ihm gesagt, erinnerte sich Schifrin später. »Wir richten uns nach deiner Musik. Gib uns etwas Rhythmisches.« Die daraus resultierende Komposition im ungewöhnlichen 5/4-Takt wurde weltberühmt.

Lalo war eigentlich sein Spitzname. Geboren wurde er am 21. Juni 1932 als Boris Claudio Schifrin in Buenos Aires, 1969 wurde er US-amerikanischer Staatsbürger. Seine musikalische Entwicklung begann in jungen Jahren am Klavier. Sein Klavierlehrer war Enrique Barenboim, der Vater des Pianisten und Dirigenten Daniel Barenboim. In seiner Schulzeit entdeckte er zusätzlich den Jazz für sich, der seine weitere Laufbahn maßgeblich beeinflusste. Nach einem Soziologiestudium in Buenos Aires erhielt Schifrin mit Anfang 20 ein Stipendium am Pariser Konservatorium. Tagsüber studierte er dort Komposition, nachts spielte er in den Jazzclubs der Stadt. Zurück in Buenos Aires gründete er ein Jazzorchester, mit dem er wöchentlich in einer TV-Show auftrat.

Eine Begegnung mit dem Jazztrompeter Dizzy Gillespie erwies sich für ihn als wegweisend. Zunächst komponierte er das Album »Gillespiana« für Gillespie, auf dem er auch Klavier spielte. Einige Jahre später holte ihn Gillespie als Pianist in sein Quintett. Schifrin zog dafür Anfang der 1960er Jahre nach New York City und machte sich in den USA einen Namen – mit Jazz und auch mit Bossa Nova.

Von New York zog er in die Filmmetropole Los Angeles. Er komponierte Musik für über 200 Filme und gewann insgesamt fünf Grammys, darunter einen Latin Grammy. Viermal war er für einen Emmy, sechsmal für einen Oscar nominiert. Im Herbst 2018 erhielt er den Ehrenoscar für sein Lebenswerk. Im Interview der Television Academy, die jährlich die Emmys vergibt, wurde Schifrin gefragt, wofür er nach seinem Tod in Erinnerung bleiben möchte. »Das ist nicht mein Problem«, antwortete der Musiker. »Das müssen die nachfolgenden Generationen beurteilen.« (dpa/jW)

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