Weimers Sorgen
Kulturstaatsminister Wolfram Weimer hat Sorgen. Einen »globalen Kulturkampf« sieht er die Wissenschafts- und Kunstfreiheit bedrohen. Wo wir das am deutlichsten sehen? »Natürlich in den Diktaturen, in den neonationalistischen Diktaturen in China und in Russland.« Natürlich, hätten wir selbst drauf kommen können, sind schließlich im strikt antiautoritären Wertewesten. Doch auch dort liegt manches im Argen, wähnte Weimer am Sonntag laut dpa in einer Rede vor Mitgliedern des Ordens Pour le mérite: »Auch im Westen gibt es mehr Nationalismen, die sich ausprägen und die repressive Züge bekommen.« Das sei in den USA besonders deutlich, doch auch in anderen Großmächten wie Indien. Zwar seien Diktaturen mit westlichen Demokratien »nicht vergleichbar«, doch: In China, Russland, Indien und den USA gebe es eine freiheitsfeindliche Grundströmung, hinter der »ein Angriff auf die Aufklärung« stehe. Sagte er so, der Weimer, der bekanntlich gern frei fluten lässt, etwa möglichst unbesteuerte Kapitalströme, außer es geht um Migranten, Klimaforschung oder Proteste, etwa wegen Gaza.
Ordenskanzler Hermann Parzinger, der gerade ausgeschiedene Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, wies darauf hin, dass es auch in Deutschland einen »Kulturkampf von rechts« gebe. »Es fängt ja auch bei uns langsam an«, sagte Parzinger. Ob er damit auch den neuen Kulturstaatsminister meinte, der 2018 in seinem »konservativen Manifest« gefordert hatte, für die »Fortdauer des eigenen Bluts« zu sorgen und das Ende des Kolonialismus bedauerte, blieb offen. (pm)
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