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Aus: Ausgabe vom 07.11.2022, Seite 10 / Feuilleton
Literatur

Özdamars Stern

Die Schriftstellerin Emine Sevgi Özdamar (76) hat am Samstag in Darmstadt den Georg-Büchner-Preis 2022 entgegengenommen. Die in der Türkei geborene Schriftstellerin, Schauspielerin und Theaterregisseurin widmete ihre Dankesrede Georg Büchner, den sie als eine Vorbild- und Bruderfigur darstellte. »Jeder hat im Himmel einen persönlichen Himmel, in dem nicht nur die Sterne, sondern auch die Menschen, die uns sehr berührt haben, ständig leuchten. Einer davon ist mein Bruder Georg Büchner«, sagte Özdamar bei der Verleihung.

Die mit 50.000 Euro dotierte Auszeichnung zählt zu den wichtigsten literarischen Preisen im deutschsprachigen Raum. Özdamar ist die zwölfte Frau, die ausgezeichnet wird. Sie folgt als Preisträgerin dem österreichischen Schriftsteller Clemens J. Setz. Die Literaturkritikerin Marie Schmidt hob in ihrer Laudatio den Facettenreichtum von Özdamars Sprache hervor. »Ich kenne in der Literatur deutscher Sprache kein vergleichbares Hy­brid aus Dichtung, Prosa und Drama wie dieses, ihr Werk«, sagte sie im Staatstheater Darmstadt.

Özdamar lebt in der Türkei und in Berlin. Zu ihren bekanntesten Büchern gehört der Roman »Das Leben ist eine Karawanserei: hat zwei Türen, aus einer kam ich rein, aus der anderen ging ich raus«. Für einen Auszug daraus hatte sie 1991 den Ingeborg-Bachmann-Preis erhalten. Ihr jüngstes Werk »Ein von Schatten begrenzter Raum« erschien 2021 und war für den Preis der Leipziger Buchmesse nominiert.

Seit 1951 vergibt die Akademie den Preis an Schriftstellerinnen und Schriftsteller, die in deutscher Sprache schreiben. Die Preisträger müssen »durch ihre Arbeiten und Werke in besonderem Maße hervortreten« und »an der Gestaltung des gegenwärtigen deutschen Kulturlebens wesentlichen Anteil haben«, heißt es in der Satzung. Der Preis wird vom Bund, dem Land Hessen und der Stadt Darmstadt finanziert. (dpa/jW)

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