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Aus: Ausgabe vom 12.09.2019, Seite 3 / Schwerpunkt
Verkehrswende

Hintergrund: Teures Auto, teure Bahn

In Sachen Klimaschutz bekommt die Bundesregierung zwar nicht viel auf die Reihe. Die Kosten für den Individualverkehr steigen trotzdem. Wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch meldete, gaben Pkw-Besitzer in diesem Jahr insgesamt etwa 4,6 Prozent mehr für ihr Auto aus als 2017.

Für Kraftstoff mussten Autofahrer zwischen 8,5 und 10,5 Prozent mehr bezahlen, Neuwagen kosteten gut vier und Gebrauchtwagen etwa zwei Prozent mehr. Insgesamt stiegen diese Kosten damit stärker als die Verbraucherpreise insgesamt. Diese erhöhten sich binnen zwei Jahren im Schnitt um 3,4 Prozent. Für viele Menschen, vor allem in ländlichen Gegenden, ist ein Umstieg auf Bus und Bahn mangels Vorhandensein nicht möglich. Trotzdem stiegen auch hier die Preise in den letzten zwei Jahren. Eine Bahnfahrt ist demnach knapp vier Prozent teurer als vor zwei Jahren, die Preise bei Bus- und S-Bahnen zogen um 3,2 Prozent an.

Seit einiger Zeit gibt es in Deutschland Debatten über einen kostengünstigeren öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV). Die Linkspartei fordert ein bundesweites Gratisticket für Schüler. Die SPD hat die schrittweise Einführung eines 365-Euro-Jahrestickets in Spiel gebracht. Aus einem entsprechenden Informationspapier der SPD-Bundestagsfraktion hatte Anfang September die Nachrichtenagentur Reuters zitiert: »Wir wollen, dass jede und jeder flächendeckend mit Bus und Bahn zu bezahlbaren Preisen, egal ob in der Großstadt oder auf dem Land, unterwegs sein kann.« Der Bund müsse die Kommunen dafür finanziell unterstützen. Damit will die SPD-Fraktion auf die Beschlüsse einwirken, die die Bundesregierung, der sie angehört, am 20. September bezüglich der Klimaziele fassen will.

Für einen Ausbau des ÖPNV plädiert auch die Linke. »Wir brauchen dringend radikale Reformen für umweltfreundlichen Verkehr und eine ökologische Verkehrswende«, sagte am Mittwoch die hessische Linksfraktionschefin Janine Wissler. Es bedürfe nur des politischen Willens, »um den Fuß- und Radverkehr sowie den ÖPNV so auszustatten, dass die Autos aus den Städten verdrängt werden können«, mahnte sie und rief zu breiten Protesten auf. Im Sinne der Profite für die Autoindustrie wäre das freilich nicht. Bis dahin könnte es also noch ein längerer Weg werden, wenn er denn überhaupt beschritten wird. (sbo)

Leserbriefe zu diesem Artikel:

  • Bernhard May, Solingen: Kultiviertere Alternative In welchen »ländlichen Gegenden« ist ein Umstieg auf Bus und Bahn »mangels Vorhandensein« nicht möglich? In Frankreich leider fast überall – oder eben nur mit viel Geduld und Idealismus; in der Schwei...

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