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Aus: Ausgabe vom 19.10.2016, Seite 11 / Feuilleton

Die Marke Dachau

Von Wiglaf Droste

In Dachau gab es ein Konzentrationslager; nach der Niederwerfung der Nationalsozialisten durch alliierte Truppen kam eine Gedenkstätte dazu, die von der Dachauer Lokal- und der bayerischen Landespolitik gleichermaßen ignoriert wie totgeschwiegen wurde. Man kaprizierte und konzentrierte sich beim Erinnern lieber darauf, dass Dachau eine Künstlerkolonie gewesen wäre.

Das ist heute anders; man spricht jetzt von der »Marke Dachau«, zu der KZ und Gedenkstätte eben gehörten. Nachdem mein freundlicher Dachauer Gesprächspartner mir davon erzählt und grimmig ergänzt hatte, dass die Formulierung »die Marke Dachau« eben »keineswegs böse gemeint« sei; man spreche heute eben so, fragten wir uns noch gemeinsam, was uns widerwärtiger erscheine, das Totschweigen oder das werbe- beziehungsweise marketingsprachliche Eingemeinden in die »Marke« respektive »den Brand« Dachau, konnten aber zu keiner überzeugenden Antwort kommen.

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