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Aus: Ausgabe vom 14.05.2011, Seite 3 / Schwerpunkt

Medienkritik: Opposition ­anfeuern

»Mangelnde Recherche führt zu fehlerhaften Berichten«, kritisiert der Internetblog www.sarsura-syrien.de am Freitag die hiesige Berichterstattung:

Ich weiß nicht, ob ich lachen oder weinen soll, wenn ich über Artikel wie den aus der Süddeutschen »Ausgerechnet Hama« stolpere. Für wie dumm verkaufen sogenannte Journalisten eigentlich die Menschheit, und woher nimmt man diese präzisen Angaben über das, was in Syrien passiert. Stopp, ich weiß es, ich wurde ja auch schon mehrere Male darauf hingewiesen: Augenzeugenberichte und Menschenrechtsaktivisten.

Warum nimmt man sich in den deutschen Medien das Recht heraus, die Augenzeugenberichte ohne zu hinterfragen als wahre Münze zu nehmen, alle anderen Meldungen der syrischen Seite als Propaganda darzustellen oder, so wie hier, als Rettungsanker oder empörende Handlung, obwohl sie doch eigentlich positive Entwicklungen zeigen? Vielleicht hatte die Journalistin einfach nicht genug Zeit zu recherchieren – oder das muß nicht sein, solange man einfach gegen die Regierung schreibt und die Opposition anfeuert.


Der Artikel hat ja schon eine sehr aussagekräftige Überschrift. Warum wird man nun eigentlich nicht müde, immer wieder die Ereignisse von 1982 aufzuwärmen. Stopp, nicht, daß hier Irrtümer aufkommen: Ich bin absolut gegen Gewalt, und was in Hama passiert ist, ist absolut nicht zu verzeihen und zu verharmlosen. Die Muslimbrüder jetzt aber als Oppositionelle hinzustellen, die sich gegen das despotische Regime wehren wollten, halte ich für sehr gewagt. (…)

Nachdem dann brav auf die Besetzung der Städte Daraa, Banias und Homs hingewiesen wurde, durfte in dem Artikel auch bloß nicht der Hinweis darauf folgen, daß Journalisten wie Aasgeier auf den Nachmittag warten, um ihre Artikel zu tippen oder aus der Schublade zu holen und das zu publizieren, was die glaubwürdigen Oppositionellen berichten. (…)

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