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Aus: Ausgabe vom 02.03.2009, Seite 12 / Feuilleton

Im Bleisarg

Der Magdeburger Domprediger Giselher Quast hat im Fall des jüngst entdeckten mittelalterlichen Grabes das Vorgehen des Landesamtes für Archäologie kritisiert. Im Umgang mit dem vermutlichen Grab der mittelalterlichen Königin Editha sei das moralische Gebot der Totenruhe mißachtet worden, sagte Quast am Wochenende in Magdeburg dem MDR-Magazin »Sachsen-Anhalt heute«. »Einer toten Königin gucke man nicht unter den Rock«, betonte er. Wenn man sie schon finde, dann müsse sie auch mit Würde behandelt werden. Zudem kritisierte er die Öffentlichkeitsarbeit der Archäologen. Überall im Dom seien die Gräber offen, nur rund um Editha werde die Öffentlichkeit ausgeschlossen.

Im Januar hatten Archäologen im Magdeburger Dom einen Bleisarg entdeckt, der vermutlich die Gebeine von Königin Editha (910 – 946) enthält. Um den Fund hatte es Streit gegeben, weil das Landesamt den Sarg offenbar ohne Absprache nach Halle zur Untersuchung gebracht hatte. Nun wurde aber offenbar noch ein weiteres Grabmal im Dom entdeckt, nach Zeitungsberichten könnte es sich um den originalen Steinsarg von Königin Editha handeln. Das Landesamt will am Montag darüber informieren.(ddp/jW)

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