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23.12.2022 19:30 Uhr

»Viele Kinder haben noch ›Nachholbedarf‹«

Sozialistische Kinderorganisation »Rote Peperoni« unterstützt junge Generation, die von Coronamaßnahmen hart getroffen wurde. Gespräch mit Felix Wittenzellner
Interview: Jan Greve
Friedenstaube mit Peperoni: Kindertreff in Stuttgart

Bei der Internationalen Rosa-Luxemburg-Konferenz am 14. Januar 2023 wird es wieder ein Kinderprogramm geben. Wie kann man mit jungen Menschen über Themen wie Krieg und Frieden sprechen?

Uns ist es vor allem wichtig, Kindern Zusammenhänge möglichst anschaulich zu erklären. Gleichzeitig wollen wir ihnen Raum zum Ausdrücken ihrer Gedanken geben, zum Beispiel indem sie malen, Dinge aufschreiben oder in einem Theaterstück verarbeiten. Dabei lernen die Kinder nicht nur von uns, sondern wir auch von ihnen. Denn sie haben eine sehr klare Vorstellung, was sie sich für ihre Zukunft wünschen. Bei einem Kindertreff in Stuttgart schrieben einige etwa Briefe mit der Forderung nach einer besseren Welt. Andere formulierten ihre Befürchtung, dass, wenn sich nicht bald etwas ändert, es irgendwann nur noch Kriege und Rassismus geben wird.

Aufrüstung, Waffenlieferungen: Seit dem Ukraine-Krieg dominiert militaristisches Denken in vielen Debatten hierzulande. Was macht das mit Kindern?

In vielen Familien und in der Schule ist der Krieg in der Ukraine ein Thema. Zudem besteht die Gefahr, dass das, was in den Medien transportiert wird, unkritisch wiederholt und nicht in Frage gestellt wird. Bei den »Roten Peperoni« wollen wir Kindern andere Perspektiven aufzeigen und sie zum kritischen Denken und Handeln motivieren. Wir schauen mit unserer »Peperoni-Brille« auf den Ukraine-Krieg und kritisieren Waffenlieferungen, Militarisierung und Aufrüstung.

Die »Roten Peperoni« bezeichnen sich als sozialistische Kinderorganisation. Die vergangenen bald drei Jahre waren für die junge Generation mit Blick auf die Einschränkungen durch Coronamaßnahmen hart. Hat sich die Lage mittlerweile verbessert?

Ja, das kann man schon so sagen. Während der Pandemie wurden Kinder und Jugendliche oft nicht ausreichend berücksichtigt. Wo immer möglich, haben wir darauf hingewiesen, dass Kinder bei den Debatten über Maßnahmen nicht übersehen werden dürfen. Ihr Bedarf nach Aktivität, Gemeinschaft und sozialem Miteinander war während der Pandemie enorm hoch. Unsere Angebote waren sehr willkommen und nötige Auszeiten aus dem Pandemiealltag. Und wir merken nach wie vor, dass viele Kinder und Jugendliche »Nachholbedarf« haben.

Mussten auch Sie Ihr Angebot im Zuge der Pandemie einschränken?

Wir konnten zum Glück viele unserer Freizeiten und Kindertreffs weiter durchführen. Das war nicht immer einfach, da wir sehr kurzfristig auf Verordnungen reagieren mussten und dadurch nicht langfristig planen konnten. Ein paar Aktionen mit Kindern und ein Großteil der Freizeitenvorbereitung fanden digital statt – das war anfangs gewöhnungsbedürftig, aber wir haben es zusammen gut hinbekommen.

Wie spüren Sie derzeit die Auswirkungen von steigenden Energiepreisen und Inflation in Ihrer Arbeit?

Wir merken es vor allem an steigenden Gebühren für Zeltplätze und Gruppenhäuser, beim Lebensmitteleinkauf und bei den Transportkosten. Für das kommende Jahr mussten wir deshalb unsere Teilnahmebeiträge leider etwas erhöhen. Da wir aber allen Kindern – unabhängig von den finanziellen Möglichkeiten der Eltern – die Teilnahme an unseren Freizeiten ermöglichen wollen, gibt es bei uns einen Solifonds, aus dem wir einen Teil des Beitrags übernehmen können. Den wiederum finanzieren wir durch unsere Solipreise, die etwas höher sind und sich an all jene richten, die es sich leisten können, mehr zu bezahlen.

Die vergangenen zwei Rosa-Luxemburg-Konferenzen konnten coronabedingt nicht in gewohntem Rahmen stattfinden. Nun werden wieder 3.000 Menschen vor Ort in Berlin erwartet. Welche Bedeutung hat es für die »Roten Peperoni«, wieder dabeizusein?

Wir freuen uns sehr darauf, wieder an der Konferenz teilnehmen und diese mit unserem Kinderprogramm unterstützen zu können. Solche Veranstaltungen sind für uns eine tolle Gelegenheit, auf uns, unsere Ziele und unsere Arbeit aufmerksam zu machen. Wir freuen uns über regen Zulauf – von groß und klein!

Felix Wittenzellner lebt und arbeitet in Freiburg im Breisgau und ist seit 20 Jahren bei den »Roten Peperoni« aktiv

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