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Aus: Ausgabe vom 24.02.2007, Seite 3 / Schwerpunkt

Peter Handke reist wieder ins Kosovo

Dank Berliner Heine-Preis: 50000 Euro für eine serbische Enklave
Zu Ostern wird der Schriftsteller Peter Handke ins Kosovo fahren und dort einer der letzten verbliebenen serbischen Enklaven 50 000 Euro in bar beziehungsweise in Sachwerten übergeben. Die Solidaritätsaktion ist das Ergebnis einer der spektakulärsten Streitfälle im deutschen Kulturbetrieb während des vergangenen Jahres: Im Sommer hatte eine unabhängige Jury dem Schriftsteller den Düsseldorfer Heinrich-Heine-Preis zuerkannt. »Die Stadtratsfraktionen von SPD, FDP und Grünen beugten sich jedoch dem Druck einflußreicher Medien und Politiker und verweigerten die Vergabe des Preises. Nach diesen absurden politischen Querelen hat Peter Handke den Preis zurückgegeben. Rolf Becker, Käthe Reichel und Eckart Spoo starteten daraufhin die Initiative Berliner Heinrich-Heine-Preis 2007. Mehr als 500 Unterstützer brachten in der Folge gemeinsam das Preisgeld von 50000 Euro auf – die Höhe der Spenden lag zwischen 2,50 und 5000 Euro«, heißt es in einer Presseerklärung des Berliner Ensemble (BE) vom 22. Februar.

Im früheren Brecht-Theater hatte es kurz zuvor die Uraufführung des Handke-Stücks »Spuren der Verirrten« gegeben. Im Rahmen der Premierenfeier war Handke Preis und Preisgeld überreicht worden. »Der Autor hatte bereits im Vorfeld erklärt, daß er den Betrag nicht für sich persönlich verwenden möchte, sondern als Geste verstehe und weitergeben werde. Am Osterwochenende Anfang April wird er deshalb gemeinsam mit den Initiatoren des Preises sowie Claus Peymann, dem Intendanten des BE, in eine der serbischen Enklaven im Kosovo fahren, um dort das Geld, wahrscheinlich aber Hilfsgüter im entsprechenden Wert zu überbringen«, gab das BE bekannt.

Der Zeitpunkt der Aktion ist gut gewählt: Im März wird Kosovo vermutlich wieder Thema im UN-Sicherheitsrat sein. Falls Moskau, wie angekündigt, eine Abspaltung der Provinz von Serbien ablehnen wird, dürften albanische Extremisten erneut gewalttätige Angriffe auf die serbischen Enklaven starten. Die Präsenz deutscher Prominenter könnte sie vielleicht vom Schlimmsten abhalten.

(jW)

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