junge Welt: Jetzt am Kiosk!
Gegründet 1947 Donnerstag, 2. Mai 2024, Nr. 102
Die junge Welt wird von 2751 GenossInnen herausgegeben
junge Welt: Jetzt am Kiosk! junge Welt: Jetzt am Kiosk!
junge Welt: Jetzt am Kiosk!
Aus: Ausgabe vom 22.02.2023, Seite 4 / Inland

»Manifest«: Rückzug von Unterzeichnern

Berlin. Zwei prominente Erstunterzeichner des »Manifests für Frieden« haben ihre Unterstützung des Aufrufs wieder zurückgezogen. In einer gemeinsamen Erklärung haben die Theologin Margot Käßmann sowie der DFG-VK-Bundessprecher Jürgen Grässlin am Dienstag verkündet, weiterhin »eine klare Position gegen eine Eskalation des Krieges in der Ukraine und für Friedensverhandlungen zu beziehen«. Doch müsse man sich eindeutig »von nationalistischen und menschenfeindlichen Personen und Gruppen abgrenzen«. Dies sei bei den Initiatorinnen, also der Bundestagsabgeordneten Sahra Wagenknecht (Die Linke) und der Publizistin Alice Schwarzer, »nicht klar genug der Fall«. Beide haben sich allerdings mehrfach von rechten Kräften abgegrenzt. (jW)

  • Leserbrief von Roland Winkler aus Aue (22. Februar 2023 um 10:49 Uhr)
    Der Druck auf eine Friedensbewegung wächst, die sich nicht einseitig gegen Russland stellt, die sich gegen mehr Krieg, Waffen, gegen Sanktionen und für Frieden durch Verhandeln einsetzt. Ein »Manifest für Frieden« ist nicht im Interesse derer, die die Welt, Ukraine, Russland bis China usw. befreien und erobern wollen. Haben Kriege nach 1945, 1990 das noch immer nicht deutlich genug gemacht? Kriegsstimmung, Russenhass, Hetze bestimmen das gesellschaftliche Leben. Moralische, humanistische, menschenrechtliche, religiöse Motive und Überzeugungen können dem Druck auf Friedensbewegte nicht standhalten. Das Fehlen einer politischen Kraft, die erklären kann, wie Kriege gemacht werden, welche Interessen, Ursachen, Hintergründe , welche »Geheimnisse« dahinter verborgen sind, macht sich nach zwei Weltkriegen, zahllosen Kriegen danach, schmerzlichst bemerkbar. Die rechte Keule wirkt immer, so oder so. Erstunterzeichner des Manifests treten zurück. Warum erkennen sie die Heuchelei nicht, die hinter der Diffamierung der Wagenknecht und Schwarzer stehen?
    Wissen sie darum, aber weichen vor dem Druck? Wie wenig Berührungsängste haben Regierende schon unter Beweis gestellt? Wie verlogen wird schon über Jahrzehnte mit der rechten Keule gespielt? Ist das unbekannt und neu? Warum werden Rechte und Faschisten, parlamentarisch legitimierte dazu, nur unter der Friedensbewegung ausgemacht? Warum wird stetig geleugnet, verschwiegen, nie angeklagt, welche faschistischen Kräfte in der Ukraine unbestreitbar ihr Unwesen treiben, Mordtaten, Massaker seit 2014 verüben? Warum? Niemand muss den Krieg gutheißen, niemand muss Russland und Putin gutheißen oder rechtfertigen. Dass Ursache und Wirkung, Zusammenhänge, Feindbilder, Historien und aggressives Streben des Westens, NATO und USA für ihre neue Weltordnung klare Ziele gesetzt hat, die Ukraine nur Sprungbrett ist, bis zum letzten Ukrainer niemand Moral, Menschenrecht und Humanität interessiert, dazu braucht es wenig Verstand.
    Wieviele Friedensbewegte unterschiedlichster politischer Herkunft oder Glaubens haben in Geschichte der BRD gemeinsam für Frieden demonstriert? Wo, auf welcher Seite finden wir sie heute? Haben sie Recht, Moral, Humanität auf ihrer Seite, sich gegen das Manifest zu stellen? Wer ist ohne politische Verantwortung, wenn rechte Kräfte sich unter Friedenskräfte begeben wollen?