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Aus: Ausgabe vom 24.05.2022, Seite 15 / Betrieb & Gewerkschaft
Wohnungsmarkt

IG BAU will »Sonderpaket sozialer Wohnungsbau«

Statistisches Bundesamt: 2021 wurden lediglich 293.393 neue Wohnungen bezugsfertig errichtet

Wiesbaden. Wohnraum bleibt knapp – und wird sich weiter verteuern. Der bekannte Grund: In Deutschland wird zu wenig gebaut. Das Statistische Bundesamt vermeldete am Montag, dass im vergangenen Jahr lediglich 293.393 neue Wohnungen bezugsfertig errichtet wurden. Ein sattes Minus von 4,2 Prozent zum Vorjahr, beklagte Robert Feiger, Bundesvorsitzender der Industriegewerkschaft Bauen, Agrar, Umwelt (IG BAU), am Montag in einer Pressemitteilung. Es sei ein fatales Signal, wenn die Zahl der Baufertigstellungen wieder deutlich unter der Marke von 300.000 liegt. Mehr noch: Damit bleibt die Ampelkoalition weit unter der Vorgabe von jährlich 400.000 neuen Wohneinheiten.

Stockt der Neubau weiter, werde der enorme Bedarf insbesondere im sozialen und bezahlbaren Wohnungsbau nicht zu decken sein, monierte Feiger. »Aktuell hat gerade einmal einer von zehn Mieterhaushalten die Chance auf eine Sozialwohnung.« Es müsse also dringend eine »soziale Wende beim Wohnungsbau« geben. Zumal der Bedarf an Sozialwohnungen in den kommenden Jahren steigen dürfte: Gerade auch für die Menschen, die vor Krieg und Umweltzerstörung nach Deutschland geflüchtet sind, »muss es genug günstigen Wohnraum geben«, betonte der IG-BAU-Chef.

Die Konsequenzen: Um steigenden Preisen und der Knappheit beim Baumaterial etwas entgegenzusetzen, müssten Bund und Länder in den Turbogang schalten und dringend ein »Sonderpaket sozialer Wohnungsbau« schnüren: Allein die Reduzierung der Mehrwertsteuer von 19 auf sieben Prozent für den sozialen Wohnungsbau würde einen enormen Zuschusseffekt bringen, hofft Feiger. Dies würde nach IG-BAU-Berechnungen den Neubau von Sozialmietwohnungen um zehn Prozent günstiger machen. Eine durchschnittliche Sozialwohnung mit 60 Quadratmetern Wohnfläche wäre bei siebenprozentiger Umsatzsteuer um gut 20.000 Euro günstiger zu bauen. Die Zuschüsse könnten an dauerhafte Sozialbindungen der geförderten Wohnungen gekoppelt werden.

Ein weiteres Rechenbeispiel: Wenn Büros zu Sozialwohnungen umgebaut würden, ließen sich die Baukosten pro Wohnung um 8.000 Euro senken, da ein Umbau wesentlich preiswerter sei als ein Neubau. Daher seien Bund und Länder gut beraten, beim sozialen Wohnungsbau stärker auf den Umbau zu setzen. Wie? »Durch die Dachaufstockung bei Altbauten und durch die Umnutzung von Büros oder Parkhäusern können Millionen neuer Wohnungen entstehen«, so Feiger. Der Staat müsse deshalb jetzt rasch Anreize schaffen und das Baurecht vereinfachen, damit dieses Potential genutzt werde. Feiger. »Die Ampel ist heute immerhin genau 166 Tage im Amt. Doch von einer Umbauoffensive: keine Spur.« (jW)

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