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Aus: Ausgabe vom 24.01.2018, Seite 10 / Feuilleton

Es ist genug

Von Wiglaf Droste

Tom Petty starb, und eine alte Freundin warf sich vor den Zug / Sie war sehr schön und auch nicht minder klug / Sie hatte einen kleinen Sohn und eine große Depression / Am Hang der Eisenbahn sah’s aus, als blühte schon der Mohn / An manchen Lebenstagen sagt man nur: Es ist genug. / Die Welt verfällt in Raserei und Hysterie und Angst und Blut / Von denen, die zum Krieg uns treiben, nimmt keiner seinen Hut / Im Talkshowfernsehn Null-ouvert-Gebrabbel, es jauchzt die AfD / Wer immer dabei zuhört, dem tut es zwischen seinen Ohren weh / An manchen Lebenstagen sagt man nur: Nun ist es aber gut. / Gemetzel und Massaker, Mord, Totschlag: Steinzeit wird die Welt / Die unter Großtamtam und Lärm und Krach in sich zusammenfällt / Der Atavismus triumphiert, er ist schön / bunt und jetzt auch digital / Skylla, Charybdis, Pest und Cholera, es bleibt die Wahl der Qual / An manchen Lebenstagen sagt man nur: Verpisst euch, Macht und Geld.

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