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Aus: Ausgabe vom 12.05.2017, Seite 11 / Feuilleton

Marionetten und Expertisen

Der Sänger Heinz Rudolf Kunze hat Xavier Naidoo wegen dessen Pegida-Demo-tauglichen Songtextes »Marionetten« in Schutz genommen. Naidoo sei kein besonders kompetenter politischer Sänger, sagte der besonders kompetente politische Sänger Kunze der Leipziger Volkszeitung (Donnerstag). »Sobald er sich in politisches Fahrwasser begibt, halte ich ihn für einen ziemlichen Wirrkopf, aber nicht für einen Neonazi.« Er halte den Liedtext für einen »poetischen Ausrutscher«, so Kunze. Und wussten Sie schon, dass Expräsident Christian Wulff den Sänger jetzt nicht mehr so mag? Weil er sich »in die Nähe von Totengräbern der Demokratie, in die Nähe des Hasses« begeben habe, analysierte Wulff im Mannheimer Morgen. Anfang der Woche hatte es wegen des Lieds ein »Krisentreffen« zwischen der Stadt Mannheim und Naidoos Band Söhne Mannheims gegeben – weil man in dieser Stadt so viele Sachen gemeinsam macht und die Politiker sich ungern als »Marionetten« und »Volks-in-die-Fresse-Treter« bezeichnen lassen, denen der Besuch eines »wütenden Bauers mit der Forke« angedroht wird. Nach diesem »Krisentreffen« hatte Naidoo mitgeteilt, dass das Lied möglicherweise missverständlich sei. Warum eigentlich? Weil die Söhne Mannheims und er »für eine offene, freiheitliche, liberale und demokratische Gesellschaft, in der viele Kulturen gemeinsam zusammenleben« stehen würden. Oder sprach da die wiedererstarkte FDP?(dpa/jW)

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