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Aus: Ausgabe vom 30.04.2016, Seite 3 / Schwerpunkt

Enges Bündnis: Polizei und Konzerne

Wenn es gegen Gewerkschafter geht, können die Unternehmer in Peru auf die Hilfe der Behörden zählen. Das zeigt die offenkundige Kooperation zwischen dem Einzelhandelskonzern Cencosud und der Polizei. Im Gespräch mit junge Welt erinnerte sich der deutsche Gewerkschafter Orhan Akman, der am 31. März aus Peru ausgewiesen wurde: »Am 19. Juni 2015 organisierte unsere Gewerkschaft ihren ersten Streik vor der Unternehmenszentrale von Cencosud in Lima. Nachdem wir mit der Polizei eine Einigung erzielt hatten, dass wir die Aktion auf der anderen Straßenseite fortsetzen konnten, sprach mich ein unbekannter Mann in Zivil an: ›Ausländer, passe auf, du bist nicht in Europa. Wenn du zuviel Theater machst, dann regeln wir das anders.‹ Er zeigte eine unter der Jacke verborgene Pistole: ›Wir haben überall unsere Leute. Wenn ich jetzt den Kommissar rufe, nimmt er dich gleich mit.‹ Kurz darauf kam ein Beamter von einer nahe gelegenen Polizeiwache und bat mich um meine Dokumente. Er notierte die Angaben von meinem Pass und ging. Der Mann, der mich mit der Pistole bedrohte und dessen Namen wir kennen, besitzt eine Wachschutzfirma mit dem Namen ›V13‹. Dieses Unternehmen übernimmt alle Sicherheitsdienstleistungen für Cencosud Perú.«

Nach monatelangen ergebnislosen Verhandlungen zwischen der Gewerkschaft und dem Unternehmen traten die Beschäftigten am 15. Oktober 2015 erneut in den Streik. Bei der Kundgebung vor einer Filiale der zu Cencosud gehörenden Supermarktkette Wong in Lima kamen vier Männer der Ausländerpolizei und suchten namentlich nach mir. Fünf bis sechs Stunden wurde ich in einer Wache festgehalten und befragt, warum ich die Konzerne ärgere. (scha)

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