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Aus: Ausgabe vom 19.03.2016, Seite 10 / Feuilleton

Saisonziel Tripper holen. Ein Bayern-München-Lied

Gedicht zeigen
Von Wiglaf Droste

Manchmal hat man’s im Turin,

dass das Böse siegen wird.

Für das Schöne ist nichts drin,

es steht da wie angeschmiert,

schlingert, legt sich auf den Pinn

Und hört hämisch ungeniert

Standardphrasen ohne Sinn:

»Selber schuld, wenn man verliert!

Ha, jetzt seid ihr angepisst!« –

Dieser Quatsch wird gern genommen,

wenn, wie’s manchmal eben ist,

einer zwar ins Ziel gekommen,

aber bloß als zweiter Sieger,

also schwach und unterlegen,

nicht als »Breitbrust-Überflieger«

gilt, als läge aller Segen

nur im »Siegen! Siegen!! Siegen!!!«

Dieses ist der Zwang der Bayern:

Lernten nie, im Dreck zu liegen,

müssen, mit den dicksten Eiern,

immer Primus sein, der Erste,

größte Yacht von allen Booten,

und man fragt sich: Welt, was lehrste

außer Yachtschein die Idioten?

Doch die Welt zuckt nur die Achseln

und erklärt mit feinem Lächeln:

Lass sie doch noch höher kraxeln,

um so schöner wird ihr Schwächeln,

denn das lässt sich nicht vermeiden,

schließlich gibt es alte Regeln.

Niemand mag die Bayern leiden,

außer Angebern und Flegeln,

die es bitter nötig haben,

sich als »Sieger!« aufzuführen,

sich am »Bester!«-Sein zu laben

und sonst weiter gar nichts spüren.

Wenn am Ende »Lichtgestalten«,

die nicht mal mehr SKYern dürfen,

trotzig-dumm ihr Licht ausschalten,

zählt das zu den guten Würfen

eines Lebens, das viel Schönes

hat, ums fröhlich zu besingen.

Dazu zählt nicht Uli Hoeneß,

denn der ist vor allen Dingen

Schlimme-Augen-Wurst-Hersteller,

Zocker und Millionenflipper,

nur ein Geldsack-Krimineller,

und der muss ja noch den Tripper

(oders Triple?) fanwärts bringen.

Wen schert schon der Unterschied?

Wenn die Bayerns Hymne singen:

Großes Geld trifft kleines Glied.

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