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Aus: Ausgabe vom 16.02.2016, Seite 11 / Feuilleton

Im Freien (1)

Pinkeln im Flugzeug, Steuerflucht nach Russland, die ganzen »Durstweine«, mit denen er seinen Tag beginnt ... schon seit langem arbeitet Gerard Depardieu an der Lächerlichwerdung seiner Person. Filme macht er auch noch. Ein neuer läuft aktuell im Kino, ein ganz neuer im Forum der Berlinale: »The End« – vom selben Regisseur: Guillaume Nicloux. »The End« wurde in nur neun Tagen gedreht: Depardieu, der mittlerweile wirklich wie Obelix aussieht, ächzt als Jäger durch den Wald, der erst seinen Hund, dann sein Gewehr und dann fast seinen Verstand verliert. In seinem Rucksack hat er nur eine Flasche Schweppes mit, wenn er die runtergurgelt, klingt das wie das Zischen im Abfluss, wenn das Badewasser abgelassen wird. Doch dann stellt sich heraus: Es war nur ein Traum – vor dem Selbstmord.

Erstaunlicherweise ist der Film ganz gut. Man denkt: Im Prinzip ist Depardieu die Idealbesetzung für diese Rolle, diesen Eindruck löst er ja fast immer aus. Für die Vorführung im Delphi wird er eingeflogen, Ankunft während des Films. Als er dann hinterher auf der Bühne sitzt, bekommt er ein Glas Rotwein gereicht, ebenso Nicloux. Nein, er habe keine Angst vor dem Wald, sagt er und dass er lieber mit Jean-Luc Godard drehe als mit Lars von Trier. Angeblich ist da was in Arbeit. Und Achtung, liebe Tierfreunde: »Das Jagen hat eine Zukunft«. (cm)

»The End«, Regie: Guillaume Nicloux, Frankreich 2016, 85 min, 17.2., 20.2.

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