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Aus: Ausgabe vom 10.01.2015, Seite 16 / Aktion

Mut zur Klarheit

junge Welt nimmt klaren Klassenstandpunkt ein. Und erreicht damit immer mehr Menschen
Von Dietmar Koschmieder
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Die Geschichte aller bisherigen Gesellschaften ist die Geschichte von Klassenkämpfen, heißt es im Kommunistischen Manifest von Karl Marx und Friedrich Engels. In diesen Kämpfen geht es um Herrschaft, genauer um die Verfügungsgewalt über die entscheidenden Produktionsmittel. Eine Erkenntnis, die bei vielen Linken in Vergessenheit geraten ist. Das ist dramatisch, weil sich nach dem Ende der sozialistischen Staatengemeinschaft die Kampfbedingungen in der ganzen Welt für die Arbeiterklasse und ihre Organisationen erheblich verschlechtert haben. Und weil es gleichzeitig nie notwendiger war, die Eigentumsfrage zu klären: Kapitalisten sind weltweit bei Strafe ihres Unterganges gezwungen, die Produktionsprozesse und damit auch politische und Lebensprozesse den Notwendigkeiten der Profitmaximierung unterzuordnen. Ohne Einschränkungen, die ihnen früher von der Arbeiterbewegung und den sozialistischen Staaten abgerungen wurden. Aber mit allen schrecklichen Mitteln von  Ausbeutung bis Krieg in der Dritten bis zur Ersten Welt, mit allen katastrophalen Folgen für Menschen, Umwelt, Natur. Die Arbeiterklasse kann nur befreit werden, wenn die Kapitalistenklasse von diesem Zwang befreit wird. Weil aber viele Linke erarbeitetes Wissen von Marx bis Lenin nicht mehr auf dem Bildschirm haben, findet man solche Überlegungen eher in inoffiziellen Zentralorganen der Großindustrie als in denen der Linken. Die FAZ erlaubt es sich, in einer Serie über eine Gesellschaftsordnung nachzudenken, die nicht nach Profitlogik, sondern im Interesse der Menschen organisiert ist. Der Vizechef des Springerkonzerns geht auf die Frage der jungen Welt ein, ob sozialistische Planwirtschaft per Computer möglich ist. Er kommt zum Ergebnis: Möglich wäre es. Aber nicht wünschenswert. Nicht wünschenswert für ihn und seine Klasse, darf man ruhig ergänzen.

Wenn die junge Welt solche Erkenntnisse veröffentlicht und Position bezieht, erhält sie rasch von manchen Linken den Vorwurf des Sektierertums. Deren Alternative ist dann zunächst garniert mit reichlich linker Phraseologie, es bleibt dann schließlich doch beim erhobenen Zeigefinger oder bei der genialen Strategie, den Klassengegner mit Liebesbezeugungen überrumpeln zu wollen: Rote Herzen auf Demoplakaten werden die Eigentumsfrage aber nicht lösen. Eher verhindern sie, dass sie überhaupt gestellt wird. Richtig unappetitlich wird es aber, wenn manche glauben, etwas zu bewirken, wenn man nur mit den richtigen Großindustriellen und ihren politischen Handlagern gemeinsame Sache macht, etwa den Blochers in der Schweiz, den Henkels in Deutschland oder den Haiders von Österreich. Obwohl, bewirkt wird schon etwas: Wenigstens wird von der Eigentumsfrage abgelenkt. Nur ist das dann keine linke Politik mehr, egal unter welchem Label man sie betreibt: Es ist das Geschäft der Herrschenden.

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Die Tageszeitung junge Welt nimmt einen erkennbaren Klassenstandpunkt ein. Sie ergreift Partei, auch wenn sie keine Parteizeitung ist. Soviel Klarheit konnte in den letzten 20 Jahren durchgesetzt und durchgehalten werden. Denn im kommenden April vor 20 Jahren wurde die junge Welt von den Alteigentümern, die sie 1991 für eine DM gekauft hatten, eingestellt. Danach kam die Gründung des Verlages 8. Mai und der Genossenschaft LPG junge Welt eG. Der Kampf um Erhalt und klare Positionierung der Zeitung ist bis heute hart, aber auch erfolgreich: Die junge Welt findet  ständig neue Freunde. Und das nicht nur für die Onlineversion oder auf Facebook, sondern auch für die gedruckte Ausgabe für Abonnenten und am Kiosk. Die Zahl der Abonnements und der verkauften Exemplare im Einzelhandel wächst – entgegen allen Trends. Trotz allgemeinem Gejammer über  den Auflagenverfall der Qualitätsmedien und dem Gezeter über die Perspektivlosigkeit des Kulturguts Tageszeitung. Das hat viel mit dem Inhalt dieser Zeitung zu tun. Aber eben nicht nur: Was nützt der gute Inhalt, wenn man nichts von ihm weiß? Daraus ergibt sich: Die junge Welt muss bekannter werden. Denn je mehr Menschen diese Zeitung und ihr journalistisches Angebot kennen, desto mehr sind an einem Abonnement oder dem Kauf am Kiosk interessiert. Nicht nur Organisationsgrad und Wahlen sind ein Maßstab dafür, wie sich das Bewusstsein der Arbeiterklasse im Lande entwickelt – auch die Höhe der verkauften Auflage der jungen Welt gibt Auskunft darüber. Deshalb macht uns die gute Auflagenentwicklung, macht uns jedes neue Abonnement Mut in diesen finsteren Zeiten. Und deshalb kämpfen wir mit unseren Leserinnen und Lesern darum, diese Entwicklung zu verstärken. Deshalb haben wir für die kommenden Monate entsprechende Ziele gesetzt. So verteilen Unterstützer auf Demonstrationen und Veranstaltungen rund um den kommenden 1. Mai 150.000 Exemplare der jungen Welt. In diesem Jahr werden nicht nur weitere Städte in Deutschland, sondern auch in der Schweiz und Österreich einbezogen. Wir werden mit journalistischen Beiträgen an die Übernahme der DDR durch die BRD erinnern – und an die Folgen, die diese mit sich brachte. Wir werden weiter gegen Kriege schreiben und beharrlich darauf hinweisen, in wessen Interessen diese geführt werden. Wir berichten weiter über soziale und demokratische Bewegungen und Kämpfe. Denn auch die Geschichte der Gesellschaft dieses Landes ist eine von Klassenkämpfen. Und die wurden 1989 nicht abgeschafft – sie haben sich verschärft. Wir machen die junge Welt für all jene, die den  Zustand dieser Welt erklären und verändern wollen. Und wir wollen Mut machen, sich in diesen Auseinandersetzungen klar zu positionieren.

 

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Die Grenzen in Europa wurden bereits 1999 durch militärische Gewalt verschoben. Heute wie damals berichtet die Tageszeitung junge Welt über Aufrüstung und mediales Kriegsgetrommel. Kriegstüchtigkeit wird zur neuen Normalität erklärt. Nicht mit uns!

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