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Aus: Ausgabe vom 17.05.2014, Seite 3 / Schwerpunkt

Reaktionen: »Kein Unfall, sondern Mord«

Erklärung der TKP (Kommunistische Partei der Türkei) zur Katastophe in Soma:
(…) Die TKP ruft alle Menschen auf, sich mit den Minenarbeitern in Soma zu solidarisieren und die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen. Wir sehen folgende Änderungen als dringlich an: Erstens, in allen Branchen muß die Überwachung der Arbeitssicherheitsmaßnahmen an aus Wissenschaftlern, Ingenieuren und Arbeitern gebildeten Komitees übertragen werden. Zweitens: Die Betriebe in der Minenindustrie müssen verstaatlicht werden. (...)

Stellungnahme der KCK (Gemeinschaft der Gesellschaften Kurdistans):
Wir bekunden den Familien der Hunderten ums Leben gekommenen Minenarbeiter in Soma unser Mitgefühl und wünschen den Verletzten eine baldige Genesung. (…) Es ist kein Unfall, wenn Hunderte Minenarbeiter ihr Leben verlieren, sondern Mord. In der Türkei steht nicht die Arbeitsplatzsicherheit im Vordergrund, sondern nur das kostengünstige Produzieren. (…) Die Türkei ist heute im 21. Jahrhundert als Land mit den billigen Arbeitskräften und der prekären Arbeit als Version des Sklavensystems von Sumer und Ägypten zu sehen. (…)


Statement von Eva Bulling-Schröter, energie- und klimapolitische Sprecherin der Fraktion Die Linke im Bundestag:
Das Grubenunglück in der Türkei (…) ist eine Tragödie. Den Familien der Opfer gelten unser Beileid und unsere Solidarität. Das Wissen über Kohle als Rohstoff und Energieträger mit sehr hohen menschlichen Kosten hingegen ist nicht neu, die Arbeitsbedingungen in vielen Kohlebergwerken sind weltweit brandgefährlich. (…) Die schwarze Liste der Grubenunglücke in Ländern, deren Unternehmen Braun- und Steinkohle auch für deutsche Kohlekraftwerke exportieren, ist lang. In Kolumbien, Deutschlands wichtigstem Steinkohlelieferanten, kamen zuletzt 2011 bei einer Schlagwetterexplosion im Bergwerk La Preciosa 21 Menschen zu Tode. (…) In Rußland, Deutschlands zweitwichtigstem Kohlelieferanten, starben bei Bergwerksunglücken seit 2000 offiziellen Angaben zufolge über 300 Grubenarbeiter. Die Dunkelziffer liegt weitaus höher. Deutschland hat eine globale Verantwortung. Heimische Energie-Unternehmen wie RWE, E.on, STEAG, EnBW und Vattenfall importieren fast 75 Prozent der Steinkohle aus dem Ausland, nach Ende der Steinkohlesubventionen 2018 werden es 100 Prozent sein. Über ihre Lieferanten gibt es so gut wie keine zuverlässigen Informationen. Hier muß die Bundesregierung Klarheit schaffen und Informationspflicht über die gesamte Lieferkette (…) gesetzlich festlegen. (…)

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