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Aus: Ausgabe vom 11.07.2013, Seite 3 / Schwerpunkt

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Bundesweit erfahren derzeit knapp 400 Kinder und Jugendliche »freiheitsentziehende Maßnahmen« in geschlossenen Heimen, darunter auch solche, die auf Vernachlässigung, Mißbrauch und Gewalt in ihren Familien mit Selbstverletzungen und Depressionen reagieren.

14 Bundesländer haben »Problemfälle« in die drei Heime der Haasenburg GmbH in Brandenburg geschickt. Dort gibt es insgesamt 114 Plätze, 56 davon für die geschlossene Unterbringung. Diese Angaben stammen vom Unternehmenssprecher Hinrich Bernzen, dessen Bruder Christian bis Ende 2012 einer »internen Kontrollkommission« der GmbH vorsaß, die er gleichzeitig anwaltlich vertrat – er handelte mit Jugendämtern Pflegesätze von bis zu 500 Euro am Tag aus und zog sich nach Bekanntwerden seiner Doppelfunktion im Dezember aus der Kontrollkommission zurück. Schatzmeister im Vorstand der Hamburger SPD ist er geblieben.

Die Hamburger SPD-Landesregierung geriet Anfang dieses Jahres in die Kritik, weil sie verkündet hatte, keine geschlossenen Heime mehr betreiben zu wollen, aber Jugendliche in die Haasenburg-Häuser verfrachtete. Derzeit sollen sich noch zehn Mädchen und Jungen aus der Hansestadt dort befinden.


Am Dienstag sprach Brandenburgs Bildungsministerin Martina Münch (SPD) einen vorläufigen Belegungsstopp für die Häuser des privaten Betreibers aus. Außerdem dürfen drei Mitarbeiter der Firma wegen konkreter Vorwürfe gegen sie vorerst nicht mehr in deren Heimen arbeiten.

In der vergangenen Woche flohen drei Insassen aus dem Haasenburg-Heim in Neuendorf nach Hamburg. Zwei von ihnen haben in einer Hilfseinrichtung Zuflucht gefunden, einer ist offenbar ins Heim zurückgekehrt. Der Rechtsanwalt Rudolf von Bracken reichte bei den für die Jugendlichen zuständigen Familiengerichten in Saarbrücken, Lübben (Brandenburg) und Hamburg Eilanträge ein, die deren Rückführung in die Einrichtungen verhindern sollten. (jW)

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