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Aus: Ausgabe vom 04.07.2013, Seite 3 / Schwerpunkt

Hintergrund: Innereuropäischer Braindrain

Eine Insel der Seligen sei es, dieses Deutschland. In einem Meer der Verdammten. Zumindest, was die Jugend­erwerbslosigkeit angeht. Doch auch die Bundesrepublik hat ihre »Problemzonen«. Die heißen Hightech und »Hightouch« – »nämlich niedrig bezahlte und harte Berufszweige, in denen Deutsche kaum mehr anfangen: Hotels und Gaststätten, Nahrungsmittelindustrie, Friseursalons«, schreibt Spiegel online.

Was des einen Leid ist des anderen Glück. In einer mit der Arbeitsagentur orchestrierten Aktion will sich Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen die Misere der europäischen Staaten zugunsten der BRD zunutze machen. Bereits seit Januar läuft ein entsprechendes Projekt. Mit 139 Millionen Euro soll jungen Zuwanderern der Weg ins deutsche Lehrlingswesen gewiesen werden. Sie bekommen Deutschkurse im Heimatland wie vor Ort; ihre Reisekosten werden bezahlt, Praktikums- und Azubi-Gehälter aufgestockt. Zum Zweck der Anwerbung gibt es eine eigene Homepage. Der »Job meines Lebens« – »thejobofmylife.de«. Doch Vorsicht, in Deutschlands Betrieben hat der Schlendrian Hausverbot: »Bist du teamfähig, zuverlässig, belastbar, leistungsbereit, freundlich und bereit, außerhalb deiner Heimat Neues zu entdecken und alles zu geben? Diese Eigenschaften erwarten deutsche Betriebe von ihren Auszubildenden«, heißt es bedrohlich auf der Internetseite.

Doch wer diese Form des Brain­drains – des Talentabflusses als Ausdruck gravierender Disparitäten zwischen den Nationalökonomien – kritisiert, handelt sich hierzulande den Vorwurf ein, nationalistische Ressentiments zu bedienen (siehe Interview).

(brat)