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Aus: Ausgabe vom 11.04.2013, Seite 13 / Feuilleton

Heiliges Kabarett

Von Wiglaf Droste
Kabarettisten sind die asexuellen Prostituierten der Politik. Es gibt, weil der Fortschritt ja nimmer aufhört, spätestens seit der Gründung der SPD und von den Grünen heftig reloaded, aber auch kritische Nutten. Von Sand-und-Geldsackgesichtern beschwerte Kabarettisten waschen sich ihre Hände nicht mehr nur in Unschuld, sondern in Eigenseife. Darauf einen Pontius Pilatus!

Herr Pilatus vertrat vergleichsweise die Sorte »Anständigkeit«, von der jahrzehntelang als TV-Honorarstaubsauger agierende Energiesparbirnen so gerne sprechen, wobei ihr Verständnis von Anständigkeit ein rein pekuniäres ist:

Was liegt mit Politik im Bett? / Das Kabarett, das Kabarett. // Beide sind sie so schön billig, / beide gierig, beide willig. // Reiz und Reaktion als Schema: / Ödnis ist das schönste Thema.


Man kann das, wenn man im horizontalen Gewebe und Gewerbe tätig ist, selbstverständlich so betrachten. Aber muß man sich damit auch noch moral-instanzisch spreizen?

Ja, das muß man im Kabarett, denn sonst fiele die Masche durch den Lauf der Dinge und der Welt.

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