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Aus: Ausgabe vom 03.04.2013, Seite 3 / Schwerpunkt

Hintergrund: Spitzelstudie

Ein ähnlich gelagertes Vorhaben, wie das der Luxemburger und Berliner Hochschule hat es in Hamburg bereits gegeben. Die kleine evangelische Hochschule »Das Rauhe Haus«, an der Sozialpädagogen ausgebildet werden, betrieb eine mit 43400 Euro dotierte Untersuchung, die herausfinden sollte, »inwieweit linksextremistische Jugendliche und solche, die gefährdet sind, von den Angeboten der offenen Jugendarbeit in den Stadtteilen Hamburgs oder von Streetworker/innen in ihren Szenen erreicht werden können«. Ziel sei es zudem, »die Einschätzungen der Polizei, des Verfassungsschutzes und der Justiz um spezifische (sozial)pädagogische und sozialräumliche Perspektiven sowie die Perspektiven der Zielgruppe selbst und deren Umfeld zu ergänzen«. Im Zuge der Studie wurden Fragebögen an Jugendhilfeträger, linke Anwaltskanzleien und Projekte sowie Jugendliche verschickt. Die Adressen der Angeschriebenen hatte das »Rauhe Haus« anscheinend aus gut informierter Quelle. Der bekannte linke Anwalt Andreas Beuth erhielt nach Informationen des AStA einen Anruf einer Studienmitarbeiterin. Auf Nachfrage, wie sie auf ihn gekommen sei, erhielt er zur Antwort, daß dem »Rauhen Haus« eine Liste des Hamburger Staatsschutzes vorläge. Diese habe sie abtelefoniert.

Die Position, das Magazin der SDAJ, schrieb dazu 2011: »Die Hamburger Sozialarbeiter sollen als Helfer des Verfassungsschutzes agieren. Die linke Jugendszene soll ausgehorcht werden, und es sollen Strategien entwickelt werden, die die Szene zerschlagen. Die Durchführung der Studie am Rauhen Haus reiht sich dabei ein in den generellen Rechtsruck, den diese ehemals rote Hochschule seit einiger Zeit vollzieht.« Die Zeitschrift zitiert einen der damaligen Studierenden: »Unser Rektor Lindenberg steckt hinter dieser Entwicklung. Daß die linken Profs verschwinden, ist schlimm genug, doch diese Spitzelstudie ist der Gipfel!«


(jW)

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