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Aus: Ausgabe vom 11.05.2012, Seite 3 / Schwerpunkt

»Deutschland tritt wieder als imperiale Großmacht auf«

jW dokumentiert Auszüge des Aufrufs des Philipp-Müller-Bündnisses aus Essen:

Vor 60 Jahren, am 11. Mai 1952, kamen 30000 junge Menschen aus der ganzen Bundesrepublik in Essen zu einer Jugendkarawane zusammen. Die Jugendkarawane war eine gemeinsame Initiative von Jugendverbänden verschiedener politischer Richtungen. Sie demonstrierten gegen die Wiederbewaffnung Deutschlands. Nur sieben Jahre nach dem Ende des Faschismus waren ihnen die Schrecken des Krieges mehr als bewußt. Sie alle hatten den Krieg selbst erlebt, hatten Angehörige, Freunde und ihr Zuhause verloren.

Regierungsbehörden verboten die Friedensdemonstration unter fadenscheinigen Gründen nur wenige Stunden vor Beginn, die Jugendlichen waren schon nach Essen unterwegs. Gegen sie wurde mit einem riesigen Polizeiaufgebot und dem Einsatz von Waffengewalt vorgegangen. Polizisten erschossen den 21jährigen Kommunisten Philipp Müller, einen Arbeiter aus München. Er war das erste Todesopfer des Kalten Krieges in Deutschland. (…)


Wogegen Philipp Müller demonstriert hat, ist heute traurige Realität: Wir erleben, daß Deutschland wieder als imperiale Großmacht auftritt. Die Bundeswehr war beteiligt an dem völkerrechtswidrigen Angriffskrieg gegen Jugoslawien, und sie führt seit zehn Jahren Krieg in Afghanistan. 1,5 Millionen Tote allein im Irak, eine traumatisierte Bevölkerung, eine weitgehend zerstörte Infrastruktur und zerfallende Staaten: von Afghanistan bis Libyen sind die Ergebnisse der Kriege, die von USA und NATO geführt wurden, um andere Länder beherrschen und ausbeuten zu können. Iran Syrien, Somalia oder Sudan – wer ist als nächstes dran?

www.philipp-mueller-1952.de

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