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Aus: Ausgabe vom 02.08.2010, Seite 3 / Schwerpunkt

Chronologie: Der Anschlag von Lockerbie

21. Dezember 1988: Ein Flugzeug vom Typ Boeing 747-121 der US-Fluglinie Pan American World Airways (Pan Am-Flug 103) explodiert über der schottischen Gemeinde Lockerbie. Alle 243 Passagiere und 16 Besatzungsmitglieder kommen ums Leben. Am Boden werden elf Menschen getötet.

13. November 1991: Schottische Polizei und FBI erheben Mordanklagen gegen Abdel Basset Al-Megrahi, einen libyschen Geheimdienstmitarbeiter und Sicherheitschef der Libyan Arab Airlines (LAA), und Lamin Khalifa Fimah, den LAA-Standortchef auf dem Flughafen von Malta.

5. April 1999: UN-Sanktionen gegen Libyen und Verhandlungen mit dem Staatschef des Landes, Muammar Al-Ghaddafi, führen zur Auslieferung der beiden Angeklagten an die schottische Polizei. Die Überstellung findet in den Niederlanden statt.

3. Mai 2000: Der Prozeß gegen die beiden Angeklagten beginnt im niederländischen Camp Zeist.

31. Januar 2001: Fimah wird freigesprochen, Megrahi zu lebenslanger Haft verurteilt. Seine Berufung wird von schottischen Gerichten und vom Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte zurückgewiesen.


29. Mai 2002: Libyen bietet 2,7 Milliarden US-Dollar Entschädigung für die 270 Todesopfer an.

15. August 2003: In einem Brief an den UN-Sicherheitsrat übernimmt Libyen formal die Verantwortung für das Handeln seiner Amtspersonen. Die Sanktionen werden aufgehoben.

September 2003: Megrahi fordert eine Wiederaufnahme seines Verfahrens. 2006 räumt ihm die zuständige schottische Kommission die Möglichkeit ein.

15. Mai 2006: Die USA nehmen wieder diplomatische Kontakte zu Libyen auf.

20. August 2009: Der schwer an Krebs erkrankte Megrahi wird auf Weisung des schottischen Justizministers »aus humanitären Gründen« freigelassen und nach Libyen ausgeflogen. Die US-Regierung bedauert die Entscheidung. Wenige Tage später schließt BP einen Öl-Fördervertrag mit Libyen ab.

29. Juli 2010: Der US-Senat verschiebt eine Anhörung von Zeugen zur Freilassung Megrahis, darunter der frühere britische Justizminister Jack Straw und BP-Chef Tony Hayward, weil diese nicht in Washington erscheinen.

(jW)

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