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Aus: Ausgabe vom 18.05.2010, Seite 15 / Betrieb & Gewerkschaft

Lesetipps

Arbeitsmarkt Wissenschaft

Das Bild des Wissenschaftlers hat sich gewandelt. Es ist nicht mehr der »vergeistigte Professor, der zurückgezogen in seinem Elfenbeinturm auf geniale Ideen kommt, Rätsel löst, dicke Bücher schreibt und als Lehrer eine ausgewählte Gruppe von Schülern an seinen Erkenntnisprozessen teilhaben läßt«, so die Herausgeber der aktuellen WSI-Mitteilungen, die sich mit dem »Arbeitsmarkt Wissenschaft« beschäftigen. Stattdessen seien Wissenschaftler heutzutage »zugleich Manager (…), sie verfügen über weltweite Netzwerke in Wissenschaft und Praxis, akquirieren Forschungsmittel und entwickeln Marketingstrategien für ihre Forschungsergebnisse«. Wie sich das konkret auswirkt, wird in dem Heft diskutiert.

(jW)

WSI-Mitteilungen 5/2010. ­Jahresabo: 79,80 Euro. www.wsi-mitteilungen.de

Gewerkschaften am Scheideweg

Das Forschungsjournal Neue Soziale Bewegungen sieht die Gewerkschaften vor einem »Gezeitenwechsel«. Kernthese ist, daß die tiefe wirtschaftliche Krise keineswegs vorbei ist. Den Gewerkschaften stehe vor diesem Hintergrund eine Vielzahl von Bewährungsproben bevor. Chancen sehen die Herausgeber des Bandes unter anderem in von angelsächsischen Gewerkschaften entwickelten »Organizing«-Strategien. Ob diese auf die aktuelle deutsche Situation übertragen werden können, diskutieren die Jenaer Wissenschaftler Klaus Dörre und Oliver Nachtwey in ihrem Beitrag. Thomas Greven kommt in seiner Untersuchung transnationaler »Druckkampagnen« der US-Stahlarbeitergewerkschaft USW zu dem Schluß, daß der Übertragung solcher Konzepte erhebliche institutionelle, kulturelle und politische Hürden entgegenstehen.


Dabei ist die Erneuerung gewerkschaftlicher Organisation dringend vonnöten, da die aktuelle Krise einen Bruch in der Entwicklung – auch der Gewerkschaften – darstellt, so Elmar Altvater. Das nicht nur wegen der ökonomischen Konsequenzen für die abhängig Beschäftigten, sondern auch, weil sich die Koordinaten gewerkschaftlicher Politik verschieben. Von der Kapitalseite werde wieder selbstbewußt vom Klassenkampf geredet, so der Professor. Nur wenn die Gewerkschaften dieses Selbstbewußtsein entwickelten, könnten sie erreichen, daß diejenigen für die Krise zahlen, die sie zu verantworten haben.

(jW)

Gezeitenwechsel: Krise – Gewerkschaft – Umbruch. Forschungsjournal Neue Soziale Bewegungen Heft 4, Dezember 2009, Kornwestheim, Lucius & Lucius, 143 Seiten, 15 Euro

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