Arbeitsmarkt Wissenschaft
Das Bild des Wissenschaftlers hat sich gewandelt. Es ist nicht mehr
der »vergeistigte Professor, der zurückgezogen in seinem
Elfenbeinturm auf geniale Ideen kommt, Rätsel löst, dicke
Bücher schreibt und als Lehrer eine ausgewählte Gruppe
von Schülern an seinen Erkenntnisprozessen teilhaben
läßt«, so die Herausgeber der aktuellen
WSI-Mitteilungen, die sich mit dem »Arbeitsmarkt
Wissenschaft« beschäftigen. Stattdessen seien
Wissenschaftler heutzutage »zugleich Manager (…), sie
verfügen über weltweite Netzwerke in Wissenschaft und
Praxis, akquirieren Forschungsmittel und entwickeln
Marketingstrategien für ihre Forschungsergebnisse«. Wie
sich das konkret auswirkt, wird in dem Heft diskutiert.
(jW)
WSI-Mitteilungen 5/2010. Jahresabo: 79,80 Euro. www.wsi-mitteilungen.de
Gewerkschaften am Scheideweg
Das Forschungsjournal Neue Soziale Bewegungen sieht die
Gewerkschaften vor einem »Gezeitenwechsel«. Kernthese
ist, daß die tiefe wirtschaftliche Krise keineswegs vorbei
ist. Den Gewerkschaften stehe vor diesem Hintergrund eine Vielzahl
von Bewährungsproben bevor. Chancen sehen die Herausgeber des
Bandes unter anderem in von angelsächsischen Gewerkschaften
entwickelten »Organizing«-Strategien. Ob diese auf die
aktuelle deutsche Situation übertragen werden können,
diskutieren die Jenaer Wissenschaftler Klaus Dörre und Oliver
Nachtwey in ihrem Beitrag. Thomas Greven kommt in seiner
Untersuchung transnationaler »Druckkampagnen« der
US-Stahlarbeitergewerkschaft USW zu dem Schluß, daß der
Übertragung solcher Konzepte erhebliche institutionelle,
kulturelle und politische Hürden entgegenstehen.
Dabei ist die Erneuerung gewerkschaftlicher Organisation dringend
vonnöten, da die aktuelle Krise einen Bruch in der Entwicklung
– auch der Gewerkschaften – darstellt, so Elmar
Altvater. Das nicht nur wegen der ökonomischen Konsequenzen
für die abhängig Beschäftigten, sondern auch, weil
sich die Koordinaten gewerkschaftlicher Politik verschieben. Von
der Kapitalseite werde wieder selbstbewußt vom Klassenkampf
geredet, so der Professor. Nur wenn die Gewerkschaften dieses
Selbstbewußtsein entwickelten, könnten sie erreichen,
daß diejenigen für die Krise zahlen, die sie zu
verantworten haben.
(jW)
Gezeitenwechsel: Krise – Gewerkschaft – Umbruch.
Forschungsjournal Neue Soziale Bewegungen Heft 4, Dezember 2009,
Kornwestheim, Lucius & Lucius, 143 Seiten, 15 Euro