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Aus: Ausgabe vom 06.02.2010, Seite 3 / Schwerpunkt

Kindesentführung

Haiti klagt US-Missionare an
Gegen die zehn in Haiti inhaftierten baptistischen Missionare aus den USA ist Anklage wegen Kindesentführung erhoben worden. Die fünf Männer und fünf Frauen seien wegen der Entführung Minderjähriger und der Bildung einer kriminellen Gruppe angeklagt worden, teilte ihr Anwalt Edwin Coq am Donnerstag in der haitianischen Hauptstadt Port-au-Prince mit. Die Gruppe war vor einer Woche an der Grenze zur Dominikanischen Republik festgenommen worden, als sie 33 haitianische Kinder im Alter zwischen zwei Monaten und 14 Jahren ohne Genehmigung außer Landes bringen wollte. Sie gehören der religiös-fundamentalistischen US-Organisation »New Life Children’s Refuge« an, die in einer Erklärung die »guten Absichten« ihrer Mitglieder betont hatte. Die Kinder seien nach dem Erdbeben Waisen geworden oder auf sich gestellt. Inzwischen stellte sich jedoch heraus, daß viele der Kinder noch Eltern oder Angehörige haben.

Das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen, UNICEF, sieht sich in Haiti seiner bislang größten Herausforderung in Sachen Kinderschutz gegenüber. Grund seien die vielen Mädchen und Jungen, die durch das Erdbeben zu Waisen wurden oder den Kontakt zu ihren Eltern verloren hätten, sagte die Vizegeneraldirektorin Hilde Johnson in Genf. »Das Risiko von Kinderhandel, dem Verkauf von Kindern als Sklaven oder illegaler Adoption ist erheblich«, warnte sie. Fast 40 Prozent aller Haitianer seien unter 14 Jahre alt, und schon vor dem Erdbeben hätten 300000 Kinder in Waisenhäusern gelebt, von denen 50000 keine Eltern mehr gehabt hätten. Durch das Beben sei die Zahl der unbeaufsichtigten oder von ihren Eltern getrennten Kinder erheblich gestiegen, sagte Johnson, ohne genaue Zahlen nennen zu können.

Die haitianische Regierung hat alle Adoptionen gestoppt, die nicht schon vor dem Beben am 12. Januar eingeleitet waren. Zu groß ist die Befürchtung, daß verwaiste oder von ihren Familien getrennte Kinder jetzt mehr denn je in Gefahr sind, verschleppt und verkauft zu werden.

(AFP/jW)

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