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Aus: Ausgabe vom 16.06.2008, Seite 3 / Schwerpunkt

Kommentare: Deutsche Herrenschreiber

Die Medien der Bundesrepublik reagierten auf das Ergebnis des irischen Referendums zumeist mit jener Arroganz, die allen zusteht, die Demokratie mit den Löffeln gefressen haben. Eine repräsentative Auswahl:

Die FAZ sagte ein paar Takte zur Unbedarftheit der Nein-Abstimmer: »In einem Referendum wird über vieles abgestimmt, wenn man Glück hat, auch über die Sache selbst. Aber die ist kompliziert. Das wiederum spielt politischen Geiselnehmern in die Hände,welche die größte Mobilisierungskraft entfalten: mit populistischen Parolen und falschen Behauptungen – die aber nicht so abstrus klingen, daß die Wähler sie durchschauen können.«

Das Weltblatt Berliner Zeitung findet im Votum zuviel national beschränkte Bauchsichtweise: »Der Kontinent erlebt historische Tage. Sie werden als diejenigen in die Geschichte eingehen, an denen die Piefigkeit die Vernunft besiegte...Die Piefigkeit besteht in dem Glauben, daß alles besser wäre, wenn man doch abgeschottet auf der eigenen Scholle unter seinesgleichen bleiben könnte. Die EU, dieses merkwürdige Gebilde erscheint als Bedrohung...Diese Sichtweise entsteht im Bauch und nicht im Kopf. Auch die deutsche Linkspartei zieht damit gegen das Reformwerk zu Felde.«

Der Tagesspiegel verlangt Konsequenzen aus blühenden Landschaften: »Aus dem Armenhaus Europas...ist dank des Fleißes seiner Menschen und mit Hilfe der vielen Milliarden, die andere Staaten der EU zur Verfügung gestellt haben, eine Wohlstandsoase geworden...Wir brauchen ein Europa der zwei Geschwindigkeiten, ein Kerneuropa...Auch in Deutschland, Frankreich und den Beneluxstaaten gibt es ja genügend Vorbehalte gegenüber einer weiteren Aufgabe nationaler Kompetenzen. Aber diese Staaten – und wer sonst noch dabei sein will – sollten sich nicht länger von jenen bremsen lassen, die aus dem Kuchen nur die Rosinen haben wollen.«(jW)

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