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Aus: Ausgabe vom 31.05.2008, Seite 9 / Kapital & Arbeit

Inflation macht Euro unsicher

EZB-Präsident besorgt. Teuerungsrate im Währungsraum steigt auf Rekordwert von 3,6 Prozent
Die deutlich gestiegene Inflation in Europa bereitet der Europäischen Zentralbank (EZB) zunehmend Sorge. EZB-Präsident Jean-Claude Trichet sagte der Bild-Zeitung: »Wir müssen aufpassen, daß die aktuellen Preisschocks bei Öl und Lebensmitteln nicht zur Verteuerung anderer Waren und zu überhöhten Lohnabschlüssen führen und dadurch eine generelle Teuerungswelle in Gang gesetzt wird.« Die größte Herausforderung sei, die Inflationsrate auf unter zwei Prozent zu drücken.
Nach einer kurzzeitigen Entspannung im April war die allgemeine Teuerung in der Eurozone im Mai auf einen Spitzenwert von 3,6 Prozent geschnellt. Das geht aus einer vorläufigen Schätzung der Statistikbehörde Eurostat hervor, die am Freitag in Brüssel veröffentlicht wurde. Der aktuelle Rekordwert war bereits schon einmal im Monat März erreicht worden. Im April verlangsamte sich die Teuerung vorübergehend auf 3,3 Prozent. In Deutschland hatte die Preisexplosion bei Diesel und Heizöl die Lebenshaltungskosten im Mai ebenfalls deutlich nach oben getrieben. Im Vergleich zum Vorjahr stiegen die Verbraucherpreise nach ersten Schätzungen um glatte drei Prozent.
Wegen der hohen Preise hat die EZB trotz Anzeichen für eine Konjunkturabkühlung die Zinsen bisher nicht gesenkt. Während die US-Notenbank die geldpolitischen Zügel wegen der Finanzkrise in mehreren Schritten deutlich lockerte, hielten die europäischen Währungshüter den Leitzins seit vergangenem Sommer konstant bei vier Prozent. Das hatte den Euro gegenüber dem US-Dollar zum teil stark aufgewertet. Während sich Exporteure in den Dollarraum darüber arg beschwert hatten, machte dieser Effekt gleichzeitig die in der US-Währung notierten Rohstoffe, wie beispielweise Erdöl, günstiger.

Derzeit wird sogar spekuliert, die EZB könnte die Zinsen wegen der gestiegenen Inflation erhöhen. In einer Sonderausgabe des EZB-Monatsberichts zum aktuellen zehnjährigen Bestehen der Zentralbank hatte Trichet bekräftigt, sein Haus werde die geldpolitischen Zügel auch in Zukunft fest in der Hand halten. Preisstabilität sei entscheidend für das Wirtschaftswachstum im gemeinsamen Währungsraum mit seinen 320 Millionen Einwohnern.
»Für nahezu zehn Jahre gab es weitgehend Preisstabilität trotz des starken Anstiegs der Rohstoffpreise«, schrieb Trichet in dem Bericht. Das sei ein bemerkenswertes Ergebnis. Das Festhalten an dieser Stabilitätspolitik habe für Wachstum und neue Jobs gesorgt. (AP/jW)

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