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13.10.2021 14:49 Uhr

XI. Internationale Rosa-Luxemburg-Konferenz 2006: Mit dem Sozialismus rechnen

Von Redaktion

Samstag, 14. Januar 2006. Humboldt-Universität zu Berlin, Audimax, Unter den Linden 6

Saalöffnung (Frühstücksmöglichkeit) ab 10 Uhr
Vorträge / Diskussion ab 11 Uhr: Ausgerechnet Sozialismus

Wirtschaftlich war 2005 für den Kapitalismus ein gutes Jahr. Nach den historisch einmaligen Rekordgewinnen von 2004 ging es vor allem bei den transnationalen Konzernen noch einmal aufwärts. Politisch ist die Bilanz getrübt: Der EU-Verfassungsvertrag wurde in Frankreich und den Niederlanden abgelehnt – eine saftige Ohrfeige für das Vorhaben, mit den USA wirtschaftlich gleichzuziehen und dafür die Sozialstandards ins Unterirdische zu senken. Das Ergebnis der vorgezogenen Bundestagswahlen in Deutschland kann als Absage an einen neoliberalen Crashkurs interpretiert werden. George W. Bush sitzt politisch und militärisch mit seinen Truppen im Irak in einer Sackgasse. All das bestätigte einen Satz von Rosa Luxemburg aus dem Jahr 1916, wonach »nichts verhängnisvoller« wäre als »die geringste Illusion und Hoffnung auf die Möglichkeiten einer idyllischen und friedlichen Weiterentwicklung des Kapitalismus«. Immer deutlicher zeigen sich die Grenzen des seit 1990 entfesselten globalen Kapitalismus. Höchste Zeit, sozialistische Alternativen stärker ins Gespräch zu bringen. Heinz Dieterich Steffan und Paul Cockshott stellen Überlegungen und Berechnungen vor, nach denen der Sozialismus mittlerweile nicht nur dringender, sondern auch besser und einfacher zu realisieren ist als je zuvor. Ihre Beiträge werden von unterschiedlichen linken Standpunkten aus kritisiert und beurteilt. Wobei jeder Referent sich auch auf eigene Vorstellungen zur sozialistischen Perspektive beziehen wird.

11.00 Uhr: Heinz Dieterich Steffan, Universität Mexiko-Stadt
Heinz Dieterich Steffan ist Historiker und Ökonom. Seit den 70er Jahren lebt er in Mexico und arbeitet als Professor an der Autonomen Universität von Mexico-Stadt. Er erklärt: »Unser Zeitalter ist charakterisiert durch die Erschöpfung der sozialen Projekte der Bourgeoisie und des historischen Proletariates, und die Öffnung der globalen Gesellschaft hin zu einer neuen Zivilisation: Der partizipativen (teilhabenden) Demokratie, dem Sozialismus des 21. Jahrhunderts.« Dazu erscheint in diesen Tagen sein neustes Buch im Berliner Kai Homilius Verlag.

12.00 Uhr: Günter Schumann, Bildhauer, Woserin

12.30 Uhr: Paul Cockshott, Universität Glasgow, Autor, Großbritannien
Paul Cockshott arbeitet in der Abteilung Computerwissenschaften der Universität Glasgow. Der Ausbildung nach ursprünglich Ökonom, erwarb er seine akademische Qualifikation nach Tätigkeit in der Industrie in Computerwissenschaften. Gemeinsam mit Allin Cottrell gab er 1993 das Buch »Towards a new socialism« heraus und wies nach, daß mit heutigen Computern eine sozialistische Planwirtschaft machbar ist. Das Buch erschien in diesem Jahr in Tschechien und in Venezuela, Anfang 2006 kommt es bei PapyRossa in Köln auf deutsch heraus.

13.30 Uhr: Mumia Abu-Jamal, Journalist, politischer Gefangener, USA

13.45 Uhr: Diskussionsbeitrag von Hans Heinz Holz

14.00 Uhr: Eugenio Suárez Pérez
Eugenio Suárez Perez ist Doktor der Geschichtswissenschaften, Autor und Journalist. Direktor der Zeitschrift für Gesellschaftstheorie und Politik Cuba Socialista der KP Kubas. Davor Direktor der Zeitschrift Verde Olivo, Organ der kubanischen Streitkräfte. Veröffentlichte mehrere biografische Bücher über Fidel Castro.

15.00 Uhr: Bolschewistische Kurkapelle Schwarz-Rot

16.00 Uhr: Aurélio Monteiro dos Santos
Aurélio Monteiro dos Santos, Mitglied der Portugiesischen Kommunistischen Partei (PCP) seit 1955, Funktionär der Partei seit 1957. War von 1953-55 Mitglied der Studentenvereinigung, Aktivist und leitender Funktionär der MUD-Jugend (1951-1957) (Illegale antifaschistische Jugendorganisation, in der die Kommunisten eine führende Rolle spielten) Im Gefängnis von 1953-1955. Direktor von Radio Freies Portugal von 1963-1974. Mitglied der Programmkommission der staatlichen portugiesischen Radio- und Fernsehgesellschaft RTP 1974 und des Presserates von 1976-1984. Leiter der Abteilung Internationale Verbindungen der PCP 1974-1975. Leiter der Abteilung Information und Propaganda des ZK der PCP von 1976-1984. Mitglied der Regionalleitung der PCP Lissabon und dort verantwortlich für den Sektor Kunst und Literatur von 1984-1988. Mitglied des ZK der PCP von 1965-2004. Jetzt Mitglied der Zentralen Kontrollkommission.

17.00 Uhr: Oskar Lafontaine
Oskar Lafontaine ist Physiker und Politiker. Von 1974 bis 1985 war er Oberbürgermeister von Saarbrücken, 1985 bis 1998 Ministerpräsident des Saarlandes. 1995 wählte ihn die SPD zu ihrem Vorsitzenden, 1999 gab er wegen der neoliberalen Politik Schröders und der drohenden deutschen Beteiligung am Jugoslawien-Krieg das Amt auf ebenso wie das des Bundesfinanzministers (seit1998). Im gegenwärtigen Bundestag ist er Vorsitzender der Fraktion Die Linke. Er sagt: »Selbstverständlich halte ich am Ziel Sozialismus fest. Die Verteidigung des Sozialstaates ist notwendig, aber sie reicht nicht aus.«

Moderation: Dr. Seltsam, Kabarettist

Podiumsdiskussion ab 18 Uhr
Parlamentarische Linke, außerparlamentarischer Kampf, Eigentumsfragen und sozialer Fortschritt

Die Karten für die deutsche Linke sind neu gemischt. Auf der Liste der Linkspartei.PDS zogen am 18. September 54 Abgeordnete in den Bundestag. Eine Voraussetzung für diesen Erfolg war die zunächst belächelte außerparlamentarische Bewegung gegen die »Agenda 2010« – Montagsdemonstrationen, Gewerkschaftsinitiativen und die Sozialforumsbewegung.

Die große Koalition will die Politik zur Ausplünderung der Arbeitslosen, Rentner, Patienten und aller Lohnabhängigen noch verschärfen. Sie kündigt Maßnahmen an, die den Notverordnungen in der Weimarer Republik während der Weltwirtschaftskrise gleichen. Eine andere Politik ist nötiger denn je.

Vom Zusammenwirken der außerparlamentarischen Opposition und der parlamentarischen Linken hängt ab, ob aus Protest Widerstand werden kann, ob die Interessen der Lohnabhängigen, der Jugend, der Älteren und der Frauen in der Bundesrepublik endlich zur Geltung gebracht werden können. Welche Ziele müssen dafür formuliert werden? Welche Strategie ist nötig? Das ist das Thema der Podiumsdiskussion auf der XI. Rosa-Luxemburg-Konferenz.

Mit
Hans Heinz Holz
Angela Klein, Mitorganisatorin der Euromärsche
Oskar Lafontaine, Fraktionsvorsitzender der Linkspartei im Bundestag
Heinz Dieterich Steffan, Universität Mexiko-Stadt

Moderation: Arnold Schölzel, Chefredakteur der jungen Welt
Jürgen Elsässer, Autor, junge Welt

Konferenzkultur
Günter Schumann im Gespräch mit Dr. Seltsam

Unbeeinflußt von Galeristen oder Moden arbeitet der Bildhauer Günter Schumann aus Holzstämmen seine Skulpturen heraus. Und die haben mehr mit der Wirklichkeit zu tun, als Schumanns Kritiker ertragen wollen. »Für mich ist das Lebensbewältigung«, sagt er. »Ich muß ja mit solchen Dingen wie Bad Kleinen, Abu Ghraib und Afghanistan klarkommen.« Seit 1996 lebt Schumann im mecklenburgischen Woserin.

Bolschewistische Kurkapelle Schwarz-Rot

In diesem Jahr wird auf der Konferenz die Trennung von Kultur und Politik aufgehoben. Es gibt kein abendliches Kulturprogramm, sondern Kultur wird mit eigenen Beiträgen die Konferenz direkt bereichern. Einer davon kommt von der genialen Berliner Bolschewistischen Kurkapelle. Ihr Repertoire umfaßt u. a. bearbeitete Arbeiterkampflieder, Werke von Eisler/Weill, Theater- und Filmmusiken, Jazz, Blasmusik, Schlager, Opern, elektrisch verstärkte revolutionäre Hymnen aus Ost und West, aus Nord und Süd. Antikonsenspolka auf höchstem Niveau. Die ideale Musik zur Konferenz.

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