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Aus: Ausgabe vom 12.05.2007, Seite 16 / Aktion

Verfassungsschützer jW

Wie wir den Umzug verkraften, und wie Sie uns dabei helfen können. Wie wir Bürgerrechte verteidigen. Und warum Sie die junge Welt im Abo brauchen
Antiterrorparagraphen und Sondergesetze aus der Zeit der RAF wer
Antiterrorparagraphen und Sondergesetze aus der Zeit der RAF werden gegen die globalisierungskritische Bewegung in Anschlag gebracht
Die zählebige Existenz der jungen Welt entzieht sich einfachen Lebensweisheiten: Dreimal umgezogen wäre wie einmal abgebrannt, behauptet der Volksmund. Diese Norm haben wir bereits überschritten: Allein seit dem 1989er Kladderadatsch haben Redaktion und Verlag nun bereits zum vierten Mal den Ort wechseln müssen. Schadensbilanz: Die Feuerwehr mußte nicht anrücken. Nichts ist angebrannt, die Zeitungsproduktion läuft und läuft, trotz einiger noch zu behebender Probleme. Nicht zuletzt ist der reibungsarme Ablauf dieses Kraftaktes Klaus Fischer zu verdanken, der als unser Volksbeauftragter für Umzugsfragen das Chaos dirigierte.

Angesichts besserer Arbeitsbedingungen, viel Raumgewinn und einem freundlicheren Ambiente hat sich die Mühe gelohnt. Natürlich hat das alles seinen Preis: Eine Menge Rechnungen sind also zu bezahlen. Dabei hilft besonders die Unterstützung von Leserinnen und Lesern, die unseren Umzugsfonds füllen. Er bleibt noch bis zur Generalversammlung unserer Genossenschaft am 30. Juni geöffnet. Jede – kleine oder große – Spende wird gebraucht. Nicht zuletzt, um unsere in Teilen antike technische Ausstattung zu erneuern.

Nebenbei gesagt, war der Umzug auch gut für den Teamgeist. Denn nichts verbindet Menschen so sehr wie gemeinsames Heben und Beugen – in diesem Falle das Schleppen von Kisten und Inventar. Neue Partner in den umgruppierten Bürogemeinschaften frischen den Arbeitsalltag auf. Für die meisten hier glücklicherweise kein Problem: Das im neuen Haus geltende absolute Rauchverbot greift der kommenden Prohibition schon mal vor. Die Qualmer zieht es nun auf die umlaufende Dachterasse. Die frische Luft und der eingeschränkte Nikotinkonsum könnten immerhin dazu beitragen, daß auch unsere Feuilletonredakteure das in die Höhe schnellende Rentenalter doch erreichen.

Neben allem Umzugsstreß fordert uns die Übernahme der Aboverwaltung in eigene Regie weiterhin viel ab. Der Umgang mit neuer Software und deren Optimierung sind keine leichte Sache. Es wird noch Zeit in Anspruch nehmen, bis alles rund läuft. Eine Bitte: Wer für Himmelfahrt und Pfingstferien eine Reisenachsendung oder Urlaubsunterbrechung beauftragen möchte, sollte dies bis einschließlich Montag tun.

Sand im Getriebe

Bei allem internen Trubel können wir uns allzuviel Selbstbeschäftigung nicht erlauben. Das zeigte auch die polizeistaatliche Großrazzia am letzten Mittwoch bei Dutzenden linken Projekten, die gegen die G8 – deren Repräsentanten sich im Juni in Heiligendamm bei Rostock einmauern wollen – mobilisieren. Demonstriert wurde, gegen wen die Allzweckwaffe Terrorismusverdacht vor allem gerichtet ist. Die zunehmende soziale Spaltung der Gesellschaft zieht es nach sich, daß die Repres­sionsschraube gegen Andersdenkende fester gezogen wird. Die Versuche ihrer Kriminalisierung dienen zur Einschüchterung, als Bürgerschreck sowie als Vorwand für Schnüffelei. Diesmal ging es allerdings nach hinten los, zu durchsichtig waren die Anschuldigungen konstruiert. Das hinderte einen Teil der Mainstreampresse nicht, von »einem sich erhärtenden Verdacht« und »Terrorplänen« zu schwadronieren – ungenannte Polizeiquellen sind immer tief. Die junge Welt hat die Alibis des BKA entblättert. Und wir werden weiter Tag für Tag Sand ins Getriebe streuen – für den Schutz der Bürgerrechte und gegen den Ausbau des Überwachungsstaates.

Moral ohne Gnade

Die politische Meinungsfreiheit ist ein angreifbares Bürgerrecht. Sie macht an Gefängnismauern halt. Um das antikapitalistische Grußwort von Christian Klar auf der Rosa-Luxemburg-Konferenz der jW wurde weiterhin Hysterie erzeugt. Der Teufel der Politsekte RAF wurde an die Wand gemalt. Bundespräsident Köhler sollte unter Druck gesetzt werden, nach 25 Jahren Haft eine Begnadigung zu verweigern. Leider mit Erfolg. Klar wäre unverbesserlich, hieß es; rechte Hardliner schoben Opferbelange und Moral vor. Kein Straftäter, der aus niederen Beweggründen getötet hat, wird nach denselben Maßstäben gemessen. Es ist die Moral derjenigen, die in den Zeiten, die Klar radikalisierten, einverstanden waren, als die US-Armee Vietnam massakrierte. Es ist jene »politische Klasse«, die jahrzehntelang Deserteure der Wehrmacht nicht rehabilitieren wollte, weil diese nicht weiter für das »Vaterland« gemordet hatten. Diese Moral stört sich auch heutzutage nicht am Töten, solange das Bombenwerfen auf »zivilisierte Art« aus großer Höhe erfolgt, wie am Hindukusch oder im Irak.


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Die junge Welt liefert hierzu Hintergründe und Analysen, hält das historische Gedächtnis wach und fragt nach Interessen, wenn die Moral im Munde geführt wird. Sie ist internationalistisch, überläßt den Grad der Heimatliebe jedem einzelnen und pfeift – wie Kurt Tucholsky als linker Patriot 1929 schrieb – »auf die Fahnen« und die »nationalen Esel«.

Neben der Printausgabe gewinnt dabei auch die jW im Internet (jungewelt.de) an Bedeutung. Das meiste aus den aktuellen Ausgaben und den zurückliegenden drei Monaten ist frei zugänglich. In zahlreichen Dossiers bündeln wir ausgewählte Beiträge, Links und Literaturhinweise – über den Fall Christian Klar ebenso wie über G8, Iran oder EU-Verfassung. Mehr als 150 Artikelserien im Online-Archiv sind eine Schatzgrube von jW-Publizistik der letzten zehn Jahre.

Für weitere Zählebigkeit brauchen wir erstmal keinen weiteren Umzug, sondern – viele neue Abonnentinnen und Abonnenten.

Verlag und Redaktion

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