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Aus: Ausgabe vom 08.11.2006, Seite 9 / Kapital & Arbeit

Millionen gescheffelt, statt ordentlich entsorgt

Deutsche Umwelthilfe (DUH) kritisiert sinkende Standards beim »grünen Punkt«
In einer am Dienstag veröffentlichten Erklärung weist die Umwelt- und Verbraucherschutzorganisa­tion Deutsche Umwelthilfe (DUH) auf zunehmende Mißstände bei der Entsorgung der »Grüne-Punkt-Verpackungen« hin. Von den Ländern forderte die DUH aufsichtlich tätig zu werden, um die Einhaltung der Verpackungsverordnung und des Kreislaufwirtschaftsgesetzes zu gewährleisten.

Ursache der Mißstände ist nach DUH-Einschätzung der massive Preisdruck, unter den die Sammel-, Sortier- und Verwertungsunternehmen geraten seien, nachdem das Duale System Deutschlnad (DSD) im vergangenen Jahr von der Investmentgesellschaft Kohlberg Kravis Roberts (KKR) übernommen worden ist. Nach einem Bericht der FAZ hat DSD im ersten Geschäftsjahr nach der Übernahme durch KKR einen Gewinn von 146 Millionen Euro erwirtschaftet und darüber hinaus 160 Millionen eines Kredits zur seinerzeitigen Kaufpreisfinanzierung abgelöst. Im selben Zeitraum wurden die Entsorgungsaufwendungen von 1,513 Milliarden Euro auf 1,26 Milliarden reduziert.

»Die Zahlen sprechen eine klare Sprache: Beim DSD werden die Ausgaben für das Recycling radikal gekürzt und gleichzeitig hohe Gewinne ausgewiesen. In der Folge sinkt in Deutschland die Entsorgungsqualität – zu Lasten von Umwelt und Verbrauchern«, kommentierte DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch die Entwicklung .Die DUH werde immer häufiger mit Beschwerden von Verbrauchern konfrontiert, wonach die Sammlung, Sortierung und Verwertung von Verkaufsverpackungen aus Kostengründen zurückgefahren wird. So wurde vielerorts der Sammelrhythmus von zwei- auf dreiwöchig reduziert oder das Containersystem bei der Sammlung von Altglas ausgedünnt.


Auch bei der Sortierung von »Grüner-Punkt-Verpackungen« führt der in den Neuverträgen mit den Entsorgern erzeugte Preisdruck nach Auffassung der DUH zu ökologisch bedenklichen Ergebnissen. So wurden nach der Insolvenz der RAG Murg (Nordschwarzwald) etwa 2000 Tonnen Sortierreste unvorbehandelt auf die Kreismülleponie »Lachengraben« gebracht,

Resch nannte es skandalös, daß die Verbraucher jahrelang für den Aufbau eines gemeinschaftlich orientierten, ökologisch tragfähigen und verläßlichen Entsorgungssystems durch einen Verpackungsaufschlag auf die Warenpreise gezahlt hätten. »Jetzt sinken die Umwelt- und Entsorgungsstandards, und die neuen Eigentümer verdienen sich eine goldene Nase«. An Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) appelliert die Organisation, Fehlentwicklungen durch entsprechende Regelungen im Rahmen der aktuellen Novellierung der Verpackungsverordnung zu korrigieren.

(ots/jW)

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