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Aus: Ausgabe vom 16.03.2006, Seite 16 / Sport

Fussballwettskandal: Plusminus ein Nationalspieler

München. Die Staatsanwaltschaft München prüft Hinweise auf die Verwicklung eines deutschen Nationalspielers in den Fußballwettskandal. Journalisten des ARD-Magazins »Plusminus« hätten der Staatsanwaltschaft mitgeteilt, daß ein Informant ihnen gegenüber ausgepackt habe, sagte Oberstaatsanwalt Anton Winkler am Mittwoch. Es gebe noch keinen direkten Kontakt, aber »wir gehen davon aus, daß er sich der Staatsanwaltschaft stellen wird«, sagte Winkler. »Dann wird man sehen, was dran ist.« Im Moment sammle und prüfe die Staatsanwaltschaft erst einmal. »Plusminus« berichtete unter Berufung auf den Informanten, mehrere Bundesligaspieler arbeiteten mit der Wettmafia zusammen, darunter ein Nationalspieler. Das Magazin zitierte den Informanten: »Ich war persönlich bei so einem Gespräch dabei. Da hat ein Bundesligaspieler gesagt: ›Wir werden morgen verlieren‹. Und dann hat er noch selber 10 000 Euro gegen seine eigene Mannschaft gesetzt.«

In der Szene hätten sich »regelrechte Paten« mit Kontakten zu Profifußballern etabliert. Ein Wettpate treffe nach Aussage des Informanten Absprachen mit Fußballprofis, die auch selber Wetten plazieren. Per Handy würden dann Mittelsmänner in ganz Europa informiert, die Wettaufträge an Komplizen weitergäben und überall Wetten mit Beträgen um 100 Euro plazierten. Nach dem Spiel wandere der Gewinn in die Tasche des Paten, die Fußballer erhielten ein Honorar.

Laut »Plusminus« ist die Wettmafia europaweit vernetzt. Der Informant sagte: »Ich kenne die alle. Der Hoyzer und der Ante Sapina in Berlin sind da nur ganz kleine Fische. Auch bei dem Wettskandal in Belgien, wo jetzt gerade die belgische Polizei ermittelt, haben wir alles gewußt.« (AP/jW)

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