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Aus: Ausgabe vom 19.09.2025, Seite 10 / Feuilleton
Film

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Israels Kulturministerium stoppt die Finanzierung des wichtigsten Filmpreises im Land, nachdem damit ein Film über einen palästinensischen Jungen aus dem Westjordanland ausgezeichnet worden war. Der Ofir-Preis gilt als »israelischer Oscar«. Der Film »The Sea« (»Das Meer«) des israelischen Regisseurs Shai Carmeli-Pollak hatte am Dienstag abend in der Kategorie Bester Film gewonnen. Er erzählt die Geschichte eines palästinensischen Jungen aus der Stadt Ramallah im besetzten Westjordanland, der versucht, zum ersten Mal das Meer zu sehen. Das ist für viele Palästinenser wegen israelischer Militärsperren nahezu unmöglich. Der Film geht für Israel ins Rennen um einen Oscar als bester internationaler Film.

Der 13jährige Muhammad Gazawi wurde auch mit dem Ofir-Preis als bester Schauspieler ausgezeichnet. In seiner Dankesrede sagte er nach Angaben der Jerusalem Post, er hoffe auf eine Zukunft, in der Kinder »ohne Kriege leben und träumen können«. Der israelische Minister für Kultur und Sport, Miki Zohar, schrieb in Reaktion auf der Plattform X, es handele sich um einen propalästinensischen Film, »der unsere heldenhaften Soldaten verleumdet, während sie kämpfen, um uns zu verteidigen«. Nach der »beschämenden« Preisverleihung habe er daher beschlossen, die Finanzierung zu stoppen, so der Politiker der rechten Likud-Partei.

Israelische Filmemacher geraten wegen des Gazakrieges zunehmend in die Zwickmühle: Während sie im Ausland häufig boykottiert werden, setzt sie die israelische Regierung unter Druck, wenn sie kritische Filme drehen. (dpa/jW)

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