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Aus: Ausgabe vom 29.06.2022, Seite 11 / Feuilleton
Documenta 15

Steine umdrehen

Hinterher sind sie alle immer schlauer. Hessens Ministerpräsident Boris Rhein (CDU) hat den Verantwortlichen der von Antisemitismusvorwürfen überschatteten Documenta in Kassel Fehler vorgeworfen. »Es war falsch, vorab nicht mehr Gespräche zu führen«, sagte er der Frankfurter Rundschau (Dienstag). Wen er genau damit meinte, erläuterte er in dem Interview allerdings nicht.

Rhein sagte, er erwarte nun von den Verantwortlichen, »dass sie jeden Stein umdrehen, ob irgendwo noch etwas Problematisches ist«. Man werde auch darüber nachdenken müssen, »ob die Strukturen der Documenta so bleiben können«.

Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, forderte wiederum mehr Mitsprache des Bundes bei der Kasseler Kunstschau. »Es ist natürlich jetzt sehr dringlich, dass gehandelt werden muss«, sagte Klein am Dienstag in Berlin. Es seien aber auch grundsätzliche Konsequenzen zu ziehen.

Klein sagte, es gehe um die Struktur der Documenta, die auch Staatsministern Claudia Roth (Grüne) in einem Fünfpunkteplan angehen wolle. »Die Documenta ist eine derart bedeutsame Veranstaltung mit weltweiten Auswirkungen«, sagte Klein. »Da kann es nicht sein, dass der Bund sich zurückzieht, dass eine Stadt wie Kassel das alleine macht und auch Warnungen, die ja in der Öffentlichkeit und auch von Bundesseite ausgesprochen werden, einfach in den Wind schlägt. Das kann so nicht bleiben.«

Ein als antisemitisch eingestuftes Kunstwerk des indonesischen Kollektivs Taring Padi war nach wenigen Tagen auf der Documenta abgebaut worden. Zuvor hatte es schon seit Monaten Antisemitismusvorwürfe gegen das kuratierende Kollektiv Ruangrupa aus Indonesien gegeben. Nun sollen alle weiteren Werke mit Hilfe externer Experten auf antisemitische Inhalte geprüft werden. (dpa/jW)

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