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Aus: Ausgabe vom 27.10.2021, Seite 1 / Ausland

Polen will Streitkräfte mehr als verdoppeln

Warschau. Polen will die Zahl seiner Streitkräfte mehr als verdoppeln. Zugleich soll der Dienst »attraktiver« werden. Ziel sei eine Zahl von mindestens 250.000 Berufssoldaten und 50.000 Angehörigen der freiwilligen Truppen zur Territorialverteidigung (WOT), sagte Verteidigungsminister Mariusz Blaszczak am Dienstag in Warschau bei der Vorstellung eines »Plans zur Verteidigung des Vaterlandes«. Gegenwärtig zählen die polnischen Streitkräfte 110.000 Berufssoldaten. Geplant sei auch eine Steigerung der Militärausgaben, erklärte Blaszczak weiter. Der Plan sehe dafür neue Möglichkeiten zur Kreditaufnahme vor. Konkrete Zahlen nannte Blaszczak nicht. Bereits jetzt zähle Polen zu den NATO-Staaten, die mehr als zwei Prozent ihrer Wirtschaftsleistung für Verteidigung ausgeben, betonte der Minister. (dpa/jW)

  • Leserbrief von Onlineabonnent/in Ulf G. aus Hannover (28. Oktober 2021 um 00:50 Uhr)
    Das Ausmaß der Aufrüstung ist überraschend groß. Ob man Seehofers Vorschlag, deutsche Grenzschützer auf polnischer Seite der deutsch-polnischen Grenze zur Abwehr von Flüchtlingen einzusetzen, in Warschau nicht ein zweites Mal hören möchte? Mit deutschen Soldaten hat man vor 80 Jahren schließlich nicht die besten Erfahrungen gemacht. Oder meint man, gegen Russland aufrüsten zu müssen, weil die USA Polen derzeit in puncto LNG-Lieferungen im Stich lassen und darum nicht mehr als verlässlich gelten können? Polen wollte ja eigentlich amerikanisches Flüssiggas importieren und an seine Nachbarländer weiterverkaufen. Allerdings verkaufen die US-Amerikaner ihr Gas nun lieber an China, dort werden bessere Preise gezahlt. Die antirussischen Sanktionen Europas werden ihren Beitrag geleistet haben, dass die Pipeline »Kraft Sibiriens« nicht soviel Gas nach China pumpen kann wie ursprünglich geplant. Nun, dann kauft China halt den Weltmarkt leer. Dieses Eigentor des Westens gilt es zu verkraften; Pech für Polen, dass der deutsche Nachbar mit Nord Stream 2 nun offenbar entschieden besser aufgestellt sein wird. Wenn es denn mit der Zertifizierung klappen sollte. Will Polen diesen Nachteil mit Soldaten ausgleichen? Das würde doch sehr bedenklich stimmen. Oder ist es der Konflikt mit der EU um die polnische Justizreform, für den Polen sich mit Soldaten rüsten will? Die polnische Justizreform zu sanktionieren, die vergleichbar politisierte Richterpostenbesetzung in Deutschland aber nicht, das ist allerdings kaum zu vermitteln und wirkt ohnehin wie Erbsenzählerei angesichts der viel gravierenderen Prinzipienbrüche des Westens, die er sich mit seinen völkerrechtswidrigen Angriffskriegen und komplett prozess- und richterbefreiten Hinrichtungen per Drohne leistet. Der europäische Zusammenhalt und die deutsch-polnische Aussöhnung dürfen nicht von nachrangigen Prinzipienreitern geopfert werden. Lieber sollte der Rechtsstaatsmechanismus überdacht werden, so weh das auch tut.

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