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Aus: Ausgabe vom 06.03.2017, Seite 16 / Sport
Droste

Wer hat hier Blutdruck?

Von Wiglaf Droste

»Ihr Blutdruck und Ihr Puls sind ideal«, hatte die Ärztin am 4. März 2017 noch kurz vor dem Spiel des BVB gegen Bayer Leverkusen zu mir gesagt; 127 zu 77 bei einem Puls von 64 dokumentierten ein angenehm entstresstes Leben. Nach dem 2:0 durch Aubameyang (137 zu 75 bei 65er Puls, konstant) war noch alles so ruhig wie beim 1:0 von Dembélé, aber dann fiel gleich nach der Halbzeitpause ein Tor für Leverkusen, es stand nur noch 2:1, und diese Zahlen zogen andere nach sich: 149 zu 78 bei 62er Puls. Lyrisch fand das folgenden Ausdruck:

Anschlusstreffer, Blutdruck steigt,

wehe, das wird noch vergeigt!

Zusätzlich zum Seelenschmerz

schlüge mir das arg aufs Herz.

Tödlicher als Beckers Boris

ist Angina pectoris.

Davon bin ich weit entfernt,

wenn Dortmund zu gewinnen lernt.

Das 3:1 durch abermals Aubameyang, das leicht irritierende 3:2 durch Wendell und das alles klarstellende 4:2 durch Pulisic sorgten für einen Zwischenstand von 143 zu 75 bei 59er Puls; nach dem 5:2 durch Schürrle und dem 6:2-Schlusspunkt durch Guerrei­ro war alles wieder bestens: 136 zu 71 bei einem Puls von 60 lautete der medizinische Endstand des Spiels.

Der BVB steht auf dem dritten Bundesligatabellenplatz, der zur direkten Teilnahme an der Champions League berechtigt, und hat noch elf Spieltage Zeit, um die Verfolger von Hoffenheim abwärts wegzuhalten und sechs Punkte Rückstand auf den Tabellenzweiten RB Leipzig wettzumachen. In der Champions League muss Dortmund Benfica Lissabon bezwingen, damit es da weitergeht, und im DFB-Pokal ist es notwendig, erst einmal Lotte zu schlagen, um eventuell im Halbfinale die Bayern raus­kicken zu können. Was das alles für Blutdruck und Puls eines leidenschaftlichen und leidensfähigen BVB-Fans bedeutet? Messen Sie’s, dann können Sie’s ermessen.

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