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Aus: Ausgabe vom 16.08.2014, Seite 12 / Feuilleton

Berliner Notiz

Von Wiglaf Droste
Über die zwangsnotorische und -motorische AllesundjedenHauptsacheirgendwasgutfindenmüsserei hat Theodor W. Adorno das Notwendige gesagt: »Wo bleibt denn das Positive? Ja wo bleibt es denn?«

Der PR- und Marketingwahn, Gülle zu Gold zu erklären, ist älter als die Glättungsvokabeln PR oder Marketing; die Distributionsmöglichkeiten für Irrsinn aller Art sind indessen allerdings weit größer geworden. Das ist, was »cool« genannt wird: die Rundumdieuhrgelegenheit, das Eigenexkrement in den Ventilator zu geschmeißen.

In Berlin läuft alles Offizielle ins Asoziale; was soll an U-Bahn-Tarifen, an Flughafenpeinlichkeiten, an häßlichen Billighostels und an noch häßlicheren behelmten Bikerkriminellen auf Fußwegen gut sein? Rad ab und abdafür – aber »Es kommt der Tag, da will die Säge sägen«, wie Delle Quandt in Adolf Winkelmanns großartigem Film »Jede Menge Kohle« schon 1981 sagte.

Selbstverständlich träumt jeder verständige Mensch einmal davon, so etwas wie Klaus Wowereit oder Tim Renner mit dem Layoutermesser von der Sacknaht bis zur Halskrause aufzumachen und, wie es in Robert Louis Stevensons Klassiker »Die Schatzinsel«, immerhin Weltliteratur, aus dem Mund von Long John Silver heißt, »sich den Mann von innen anzusehen«. Doch dann verwirft man den Gedanken an diese Alters-RAF oder verschiebt ihn doch wenigstens ein bißchen in eine unbestimmte Zukunft. We’ll see to this later on.

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