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Aus: Ausgabe vom 19.06.2014, Seite 13 / Feuilleton

Death of Opernkino

Die New Yorker Metropolitan Opera hat eine weltweite Kinoübertragung der Oper »The Death of Klinghoffer« abgesagt. Laut New York Times hatte die Anti-Defama­tion League, eine zum Kampf gegen die Diffamierung von Juden gegründete Organisation, die Sorge geäußert, die Kinoübertragung würde antisemitische Ressentiments anfachen – auch wenn das Werk selbst nicht antisemitisch sei. Die Titelfigur der 1991 in Brüssel uraufgeführten Oper von John Adams (USA), Leon Klinghoffer, wurde 1985 auf einem von Palästinensern entführten Kreuzfahrtschiff ermordet. Aufgrund seiner US-Staatsbürgerschaft und seines jüdischen Glaubens war der 69jährige unter Hunderten Passagieren ausgewählt worden. Er war querschnittsgelähmt. Nach seiner Erschießung wurden Mitglieder der Besatzung gezwungen, den Leichnam samt Rollstuhl ins Mittelmeer zu werfen. Die Töchter des Ermordeten bezeichneten Adams’ Werk nun in der New York Times als »perversen Versuch«, den Mord an ihrem Vater »zu romantisieren, zu rationalisieren und zu legitimieren«. Bezug nahmen sie dabei etwa auf den Eröffnungschorus, in dem Palästinenser zu einseitig als Opfer der israelischen Besatzungsmacht dargestellt würden. Adams selbst wies die Vorwürfe zurück. Ursprünglich sollte die Met-Aufführung am 15. November live in rund 2000 Kinos in mehr als 60 Ländern übertragen werden. Die Vorstellungen an der Oper sollen im Herbst wie geplant über die Bühne gehen. (dpa/jW)

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